Montag, 27. Dezember 2010

Tag 295 – Play the funky music, irish boy!

Eines der Themen, über das ich schon lange einmal schreiben wollte, ist das Thema „Irische Musik“, wobei es dabei weniger um die bekannten Künstler, als um jene lokalen Größen geht, von denen die wenigsten von euch jemals etwas gehört haben. Einige der bekannten werde ich auch noch aufzählen, einfach damit, die das hier lesen wissen, dass es sich bei dieser oder jener altbekannten Größe um Menschen handelt, die es von diesem kleinen Fleckchen Land heruntergeschafft haben.

Warum denn über Musik?

Warum über Musik? Aus verschiedenen Gründen. Zum einen liebe ich Musik. Je vielfältiger desto besser. Von Hip Hop, Reggae und Heavy Metal über Trip Hop und Dance bis hin zu Pop, Country, Instrumentalmusik und sogar der bereits erwähnten Musik von Scala, einem belgischen Mädchenchor tummelt sich so ziemlich alles auf meiner Festplatte und ich liebe es, das Internetradio anzumachen, eine Musikrichtung rauszupicken auf die ich gerade Lust habe und da dann mir gänzlich unbekannte neue Bands zu finden. Oder alternativ hier abends unterwegs zu sein und dabei neue lokale Bands zu finden. Dann ist da noch der Aspekt, dass ich die Hoffnung habe, dass dieser Text von einigen der Menschen gelesen wird, die hier in Cork leben und sich immer wieder beschweren, dass man hier nichts machen oder erleben kann (was mich jedes mal ärgert, weil die eigene Lethargie mit falschen Tatsachen begründet wird). Wenn einer von euch also hier mitliest: Folgt den Links weiter unten, hört euch die Musik zur Probe einmal an und wenn ihr etwas findet, das euch gefällt, besucht den untersten Link und schaut, wann die Band wieder in der Nähe ist. Und zuletzt schreibe ich noch über das Thema, weil die örtliche Musik hier, von den Kirchen, Bergen und Ruinen in der näheren Umgebung einmal abgesehen, mit das wichtigste und greifbarste Stück Kultur ist, das man finden kann. Cork war 2005 europäische Kulturhauptstadt, was schon etwas heißen mag und auch mein guter Reiseführer merkt recht früh und eindeutig an, dass sich Cork in Sachen Pub- und Musikszene nicht hinter Dublin verstecken muss.

Der Cork – Berlin - Vergleich

Cork ertrinkt förmlich in Musikern, die man hier besonders an Wochenenden bevorzugt im Stadtzentrum findet. Es scheint als würde jedes zweite Kind hier zum 4ten Geburtstag eine Gitarre geschenkt bekommen und das Spiel auf ihr dann bis zum Eintritt in die Pubertät meisterhaft beherrschen. Und wer fette Finger hat, wird Schlagzeuger oder Sänger. Platz ist für jeden. Dieses Überangebot hat einen entscheidenden Vorteil für Menschen wie mich, also das gemeine Publikum: Um aus der Masse herauszustechen und den Hauch einer Chance zu bekommen, auch mal in Pubs auftreten zu dürfen, muss man gut sein, was die Messlatte im Vergleich zu anderen Nationen ein gutes Stück nach oben legt. Ich behaupte, so objektiv wie irgend möglich, dass eine mittelmäßige irische Band eine mittelmäßige deutsche Band (die Bewertung erfolgte hier anhand der Präsentation und der „handwerklichen“/musikalischen Fertigkeiten, nicht anhand von Geschmack) auch mit diversen Pints intus noch an die Wand spielen kann. Damit will ich nicht sagen, dass es nicht auch viele sehr gute „Amateur“-Bands im Deutschen Raum gibt mit denen man einen tollen Abend erleben kann. Ich meine nur, dass die Chance bei einem rein zufallsgesteuerten Gang in einen Pub eine tolle Band zu erleben in Cork deutlich höher ist, was auch damit zusammenhängt, dass man 99% aller Auftritte kostenlos erleben kann. Das ist praktisch fürs Publikum und genial für die Bands, weil das Publikum selbst dann nicht schlecht gelaunt ist, wenn der Sänger mal einen miesen Tag hat und die Songs verhaut. Man hat ja nichts dafür bezahlt und beim nächsten mal wird alles wieder besser. Nicht dass ich schon Bands mit schlechten Tagen in den 10 Monaten hier erlebt hätte, aber die durch den fehlenden Eintritt entstehende Freiheit, kommen und gehen zu können, wie man Lust hat, gibt einem doch eine „Sicherheit“, einen tollen Abend zu haben, die man in Berlin, wo so ziemlich jedes Konzert, egal wie mies, Eintritt kostet, nicht hat.

Bandarten

Grundsätzlich kann man hier zwischen 2 Arten von Bands unterscheiden: Jenen die ihre Lieder selber schreiben und eigene komplett unbekannte Musik vortragen und Coverbands. Letztere spielen Lieder berühmter anderer Bands und SängerInnen aus der ganzen Welt und scheinen ein durchschnittliches Repertoire von 100 Liedern zu haben. Erweitert wird das Repertoire meistens um englischsprachige Pop oder Rocksongs, die im letzten Jahr internationalen Erfolg hatten, was dazu führt, dass viele Coverbands recht oft die gleichen Lieder spielen und sich nur in der Menge und Art der verwendeten Instrumente und in den gesanglichen Fähigkeiten des Frontmannes oder der Frontfrau unterscheiden. So wird man spätestens nach dem vierten Abend mit vier verschiedenen Coverbands nicht mehr abstreiten können, dass man gewisse Lieder, die dem irischen Publikum einfach gefallen (allen voran der Song „Don’t stop believin‘“ der Band Journey), an jedem Abend hören durfte. Der Reiz bei diesen Bands besteht darin, die Songs in den verschiedenen Interpretationen zu erleben. Pat Fizz singt und spielt komplett alleine auf seiner Akustik-Gitarre und füllt Pubs damit im Alleingang, die „Horney Devils“ mischen gerne 2 Lieder und springen fließend zwischen ihnen hin und her, was verdammt gut klingt, der Frontmann der „Clockworks“ beherrscht eine Gesangsvielfalt, die es ihm ermöglicht Lieder von Prince, ACDC und Johnny Cash gleichermaßen zu spielen und dabei jedes mal authentisch zu wirken und „Souled out“ glänzen zur Abwechslung durch eine Frontfrau, die massiv an Pink erinnert. Auf eine gute Weise. Coverbands sind praktisch, weil man nicht lange überlegen muss, ob man das Lied gut findet oder nicht, da man es in den meisten Fällen eh nach 3 Akkorden erkannt hat. Grundsätzlich sind Pubs in denen solche Bands spielen auch immer besser besucht, weil das Publikum mitsingen und sich mehr auf das eigene Bier als das Geschehen auf der Bühne konzentrieren kann.

Anders läuft es bei den lokalen Bands, die eigene Stücke schreiben und vortragen. Hier hat man zum einen fast immer Platz und seine Ruhe, weil die Konzerte nie voll werden (sind ja alle bei den Coverbands) und zum anderen die Möglichkeit, den musikalischen Horizont um ein paar komplett neue Bands zu erweitern. Diese Bands sind der Grund, warum ich diesen Text erst jetzt schreibe, weil ich eigentlich erst eine Auswahl von wenigstens 5 Bands haben wollte, die mir gefallen, bevor ich hier mit Links um mich werfe. Da ich im letzten Monat aber nicht dazu kam, rauszugehen und 3 Bands ein Anfang sind, schreibe ich jetzt einfach über diese und reiche zu einem späteren Zeitpunkt noch den einen oder anderen Link nach, wenn ich etwas empfehlenswertes gefunden habe.

Sweet Jane

Eine wirklich interessante Band mit einer Unmenge an Potential und dem großen Problem, dass sie sich ihres Potentials bewusst sind, was zu einer gewissen ignoranten Haltung gegenüber dem Publikum führt. Bei keiner anderen Band kam es vor, dass der Sänger (oder in diesem Fall die Sängerin) den Einsatz im ersten Lied verpasste, weil sie sich zu spät auf die Bühne bewegt hat, obwohl sie vor ihrem Auftritt eine ganze Weile neben mir stand und der Vorband zugehört hat. Nebenbei wurde im Laufe des Auftritts eine Flasche Rotwein von ihr ausgetrunken, was dem ganzen Auftritt einen Amy Whinehouse Effekt gab und so ziemlich alles dafür getan, um den Menschen im Publikum klarzumachen, dass es auch nicht stört, wenn sie sich jetzt bitte einfach an einen anderen Ort begeben und da dann auch bleiben würden. Es fehlte eigentlich nur die herunter gelassene Hose, damit man der Band auch ganz offen und ehrlich das verlängerte Rückgrat hätte lecken können. Aber sie konnten es sich erlauben. Und ich würde wieder hin gehen. Ganz ehrlich.

De Burca

Noch eine Band, die eher rockige Seiten anspricht, das Genre, das in Irland sowieso am meisten Anklang findet. Vom Auftritt her aber das komplette Gegenteil, haben sich die 6 (?) Mitglieder mit ihren Liedern und ihrem Verhalten alle Mühe gegeben, gute Laune zu verbreiten. Mit Erfolg. Als Belohnung der Karmagötter ist diese Band auch die erste, die ich hier kennengelernt habe, die ein eigenes Album aufgenommen hat. Wenn ich es in einem Laden finde, wird es gekauft.

Karma Parking

Die vermutlich einzige Punk/Ska Band der Insel. Oder wenigstens die einzige die ich hier jemals erleben und von der ich jemals höre durfte. Auftritte der Band locken so ziemlich jeden Menschen mit Dreadlocks in den entsprechenden Pub, wo sie dann zu 8 tanzen und all den Spaß empfinden, den die Musik transportiert. Gute Sache.

Tja, das war’s schon mit den Bands. Kurz und schmerzlos. Ob eine dieser Bands in die Fußstapfen ihrer erfolgreichen Landsmänner und Frauen tritt, wird sich zeigen aber so oder so wird es wohl noch ein Weilchen brauchen, bis Bonos Stelle frei wird.

Bekannte irische Bands sind nämlich: U2, The Cranberries, Boyzone, Sinéad O’Conner und die Kelly Family (jaja, ich weiß), um nur einige der wichtigsten zu nennen.

Und jetzt gehe ich ins Bett. Morgen fängt das normale Leben für mich wieder an und ich will dann fitt und ausgeschlafen sein. Euch eine gute Nacht und einen schönen Start in die Woche,

Robert ist raus.

Musik von Sweet Jane: http://www.myspace.com/officialsweetjane
Musik von DeBurca: http://breakingtunes.com/deburca
Musik von Karma Parking: http://www.myspace.com/karmaparking

EDIT: Ich bin gestern beim Tippen 3 mal fast eingeschlafen.Der Monat hat dann doch endlich seinen Tribut gefordert. Dem entsprechend sah der Text dann aus, der im unteren Teil gerade ein wenig korrigiert wurde.

Freitag, 24. Dezember 2010

Tag 293 – Frohe Weihnachten euch allen!

Zuerst einmal: Ich habe nicht viel Zeit (dafür aber just in dieser Sekunde ein Deja vu). Weihnachten hat recht spontan nun doch noch seinen Weg zu mir gefunden und so werde ich heute Abend, statt alleine mit mir selber zu feiern, zu ein paar Freunden gehen und mit ihnen essen, bevor ich mich zum letzten mal auf den Weg in die Nachtschicht mache.

Aber um ein wenig Softie zu werden, reicht es dann doch noch. Johnny Cash covert in meinen Kopfhörern gerade „One“ der Band U2 und weil das Lied so schön ist und mit der dunklen Stimme gleich noch ein paar Punkte dazu gewinnt, soll es heute der Soundtrack zu meiner Schreibarie und meiner Gemütslage sein, die man als einen seltsamen Mix aus Wehmut und guter Laune beschreiben könnte: Ich wäre jetzt gerne in Berlin, zusammen mit allen die mir lieb und teuer sind, um dort eines dieser üblichen stressig-fröhlichen Weihnachtsfeste zu feiern, auf denen Ihr heute Abend fast alle sitzen werdet, aber 2010 nähert sich dem Ende und das Wissen, dass es ein ziemlich hartes aber auch sehr gutes Jahr war und dass es euch allen soweit gut geht, soll in diesem Jahr mein Gute-Laune-Garant sein.

Ich mag Weihnachten. Nicht wegen der Geschenke und erst recht nicht wegen der Tatsache, dass man ungestraft Lieder von WAM, Mariah Carey und Melanie Thornton 50 mal pro Tag auf der selben Frequenz in den Äther jagen und das dann „Radioprogramm“ nennen darf oder es okay ist, sich auf überfüllten Weihnachtsmärkten massiv zu betrinken und seinen Mitmenschen dann in die Kapuze zu speien. Deswegen nicht.

Ich mag Weihnachten wegen der paar Menschen, die es aus denselben Gründen wie ich mögen und versuchen, die Gründe alleine durch ein Lächeln repräsentiert in die Welt zu tragen. Außerdem mag ich es weil es in der Zeit fast immer irgendwo selbstgebackene Plätzchen gibt aber am wichtigsten ist der erste Grund. Ich habe vor ein paar Jahren damit angefangen, Weihnachten als eine Zeit zu verstehen, in der man für wenigstens einen einzigen Tag nett zu sich und seinen Mitmenschen ist. Auch zu denen die man nicht kennt. Damit ist keine selbstaufopfernde Liebe gemeint, wobei die, solange sie nicht Überhand nimmt auch toll ist, aber einen großen Teil des Jahres verbringen wir damit, in der Öffentlichkeit genervt, gehetzt oder mies gelaunt zu gucken, oder uns mit unserer guten Laune einzubunkern, und bloß nicht als der eine Mensch im Wagon/Bus aufzufallen, der entgegen der Richtlinien und aller anscheinend vorhandenen Gebote der Coolheit offen lächelt. Wer glaubt, dass ich übertreibe sollte sich in Berlin mal in ein Nahverkehrsmittel begeben und da die Gesichter der Leute zählen, die alleine unterwegs sind und lächeln. Wer auf einer Fahrt mehr 3 Menschen im selben Bus/Wagon findet, sollte den Sauerstoffgehalt der Luft um sich herum prüfen lassen.

Also lächelt Leute! Zieht’s einfach durch. Sucht euch heute oder morgen einen einzigen Menschen, dem ihr noch nie begegnet seid und wünscht ihm lächelnd frohe Weihnachten (an der Kasse stehend gilt das übrigens nicht, weil man es da nicht persönlich sondern beruflich meint). Danach müsst ihr euch nicht weiter um den Menschen kümmern. Es geht nur darum herauszufinden, ob die Welt wirklich immer cool sein muss, oder ob ein Haufen gut gelaunter Menschen nicht auch mal eine tolle Sache ist.

Da ich das mit dem lächeln und nett sein gilt aber nicht nur dazu, sich von der Masse abzuheben, sondern auch, um damit dem Geburtstagskind zu gedenken, dessen Geburt wir heute zelebrieren. Heute vor 2010 Jahren kam, zumindest einschlägigen Gerüchten zufolge, ein Mann auf die Welt, dessen Idee es war, nett zu allen Menschen zu sein. Ich glaube nicht, dass der Gute Wasser in Wein verwandeln, über selbiges gehen oder von den Toten auferstehen konnte. Das meiste davon wird durch Übersetzungsfehler und Freiheiten in der Interpretation von Überlieferungen immer weiter aufgebauscht worden sein, bis der Mann zu einem Prototypen Supermans wurde. Was ich aber glaube ist, dass er mal gelebt hat und die Überzeugung vertrat, dass wir alle gleich sind und dass es toll wäre, nett zu sein. Die Idee teilte er dann mit anderen und so nach und nach wurde aus der kleinen Gruppe eine Sekte und aus der Sekte, dank einiger unglaublich aggressiver Expansionsmaßnahmen eine Weltreligion. Davon kann man halten was man will und ich werde einen Teufel (hehe) tun, hier Werbung zu machen. Aber die Idee als Grundstein, so oft sie in den letzten 1980 Jahren auch pervertiert wurde, bleibt bestehen und alleine um sie geht es hier.

Also: Wenn ihr gut essen, Geschenke auspacken, das eine oder andere Glas heben und eine gute Zeit haben wollt, ist das Euer gutes Recht. Ich werde es heute zumindest so machen (bis auf das das Glas heben – ich muss ja noch arbeiten). Aber wenn ihr in der Zeit in der Ihr unterwegs seid oder auch in den kommenden Tagen Lust habt, dann versucht das oben geschrieben einmal. Lächeln, Grüßen, die Tür aufhalten, jemanden vorlassen, „Entschuldigung“ oder „Danke“ sagen kostet nichts und wer daran Gefallen findet oder wem das sogar zu wenig ist:

http://www.sos-kinderdoerfer.de/Helfen/Spenden/Pages/default.aspx

Eure Sache. In jedem Fall wünsche ich euch allen, egal ob ihr feiert, wie ihr feiert, wo ihr feiert oder warum ihr feiert einen tollen Tag, einen großartigen Start ins Wochenende und allen, die feiern schöne Feiertage,

Robert ist raus.

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Tag 292 – S.a.C.r.a.C. #021: Monsters

Die Weihnachtszeit steht an. Zeiten und Wunder geschehen. Menschen spenden plötzlich Geld, vertragen sich mit verkrachten Familienmitgliedern, suchen die besten Kleider raus, die sie sonst nur mit der Kneifzange anfassen würden und überhaupt sind alle lieb und nett zueinander. In der Zeit in der die Welt gefriert, tauen die Herzen auf.
Und in dieser Zeit, wenn das mit dem Spenden (schon im November für ein ganzes Jahr erledigt), der Familie (alles gut), der Kleidung (bei der Firmenfeier abgehakt) und dem nett sein (bin ich schon von Berufs wegen) nichts wird, dachte ich mir, dass es ganz nett wäre, mal wieder eine Karte in die Welt zu entsenden und darüber hier im Blog zu schreiben. Letzteres geschieht übrigens nicht aus schlechtem Gewissen, egal wie viele Kommentare mich diesbezüglich erreichen. Ich lebe meine Hobbies so wie ich das will und das einzige was mich ärgert, ist die Tatsache, dass ich mit den Karten diesen Monat nicht zurande kam. Aber das ist halt die Nachtschicht. Keine Ahnung wohin die Stunden alle verronnen sind, aber naja, damit muss ich wohl leben. Insgesamt kann ich wenigstens sagen, dass ich dieses Jahr so produktiv wie nie zuvor, auch wenn ich viel gefaulenzt habe, und damit eine solide Basis geschaffen wurde. Mich hat schon lange keine Postkarte mehr erreicht, was aber auch ganz gut ist, weil ich mich dann mit der letzten Karte anderen Dingen widmen kann, die immer noch mit Zeichnen zu tun haben, aber nicht mehr auf Din A5 Papier begrenzt sein müssen. Ich habe noch eine Menge Ideen, will nebenbei eigentlich mal etwas kontinuierliches Cartoon-ähnliches machen und da passt das dann ganz gut, wenn alle versorgt sind und ich damit anfangen kann. Januar und Februar gehören aber vermutlich noch dem S.a.C.r.a.C. Projekt, weil ich ja noch so einiges aufzuholen habe, aber dann, wenn das erste Jahr in Cork rum ist, schauen wir mal, wie es sich entwickelt.

Nun aber erst einmal zur Karte und dieses mal detaillierter als je zuvor:



Da ich weiß, dass der Empfänger dieser Karte und auch alle seine näheren Bekannten nicht bei Facebook sind, habe ich mir dieses mal die Zeit genommen, die einzelnen Arbeitsschritte dort schon im voraus zu veröffentlichen und entsprechend zu kommentieren. Dieses hat mir dann auch selber einige Einblicke in meine Arbeitsweise verschafft und mich wieder ein wenig klüger gemacht. So weiß ich jetzt zum Beispiel, dass ich an der Karte zwar 3 Tage gesessen habe, es insgesamt aber höchstens 5 Arbeitsstunden waren und ich das motiviert in einem Rutsch hätte durchziehen können. Da ich das aber selten bin (Nochmal: Mein Hobby, meine Sache. :-)), hat es halt 3 Tage gedauert, was für mich aber auch okay war. Würde ich so jeden Tag eine Stunde ein Jahr lang arbeiten, wäre ich, wenn man bedenkt, dass ich im Urlaub und krank nicht zeichne, auf ca. 100 Karten gekommen. So wurden es in den ersten 10 Monaten nur 21, aber wie gesagt: Besser als sonst.

Jedenfalls ist die Karte bunt geworden. Und voller Monster. Und alle sind sie gut gelaunt und feiern … irgendwas. Die Idee zu der Karte hatte ich vor langer Zeit, als ich das Lied „Hail to the Freaks“ der Band „Beatsteaks“ gehört habe. Es kommt hin und wieder vor, dass ich bei Liedern die Augen zu mache und nicht einfach nur genieße, sondern in meinem Kopf komplette Videos zu den Liedern erfinde, die dann wie Musikvideos den Song begleiten und in seiner von mir interpretierten Stimmung unterstützen. Im Falle des oben genannten Songs spielt die Band in einer Arena vor tausenden düsteren aber gut gelaunten Monstern die eine Menge Spaß haben und trotz Pupillenloser Augen und Reißzähnen wirkt die Stimmung nicht bedrohlich sondern einfach nur amüsant. Da es aber kaum möglich ist auf einer Postkarte ein Stadion mit tausenden von düsteren aber gut gelaunten Monstern zu realisieren, da ich zwar in kleinen Bereichen sehr genau zeichnen kann, mir aber nicht die Augen komplett ruinieren möchte, habe ich das ganze ein wenig abgewandelt. Jetzt sind es „nur“ noch 53 Monster, die nicht mehr düster, sondern bunt sind und denen es nicht weniger gut, als den Kreaturen in meinem Kopf geht. Das ganze war als erste Skizze (Bild 1) und beim colorieren (Bild 4) eine recht flinke Sache, zog sich in den Schritten 2 und 3 aber ewig hin und als ich mit Schritt fertig war, war ich zum ersten mal kurz davor die Zeichnung wegzuwerfen und komplett neu anzufangen, weil ich mit dem Zwischenstand so unzufrieden war. Dankbarerweise ging es mir bei der Karte #018 aber relativ ähnlich und so habe ich einfach die Zähne zusammengebissen und mal geguckt was am Ende dabei heraus kommt. Das Ergebnis ist ganz nett geworden und sieht als Karte übrigens mal wieder besser als als Scan aus. Ich habe festgestellt, dass mein Scanner, den ich mir hier gekauft habe, bei den Farben auch nicht ganz exakt ist, aber er ist besser als der im Büro und bei einer Drucker-Scanner-Kombi für 50 Euro sollte man nicht allzu krass rumjammern.

Darüber hinaus hat mir die Arbeit an der Karte aber 3 Sachen klar gemacht.

1) Die richtigen Stifte und das Gefühl für sie entscheiden alles. Ich bin kein Mensch für weiche Bleistifte, da ich immer mit Kraft und fast nie sanft zeichne und sich weicher Bleistift dann nie wieder wegradieren lässt. Der zweite Fehler (ein Folgefehler) war zu glauben, dass ich den Bleistift mit einem dicken Fineliner besser überdecken kann. Ab jetzt wird’s nicht mehr weicher als HB und das mit den Finelinern ist nun auch wieder klar. Zumindest bei so feinen Arbeiten.
2) Farbe kann viel ausmachen und retten. Eine Stunde mit meinem Markern und plötzlich mochte ich die Karte wieder. Wer also mal zeichnet und das Gefühl hat, dass das alles nichts wird: Weiter machen und bis zum Schluss abwarten. Danke an dieser Stelle auch an Julia, die mir einen oder 2 Tage, nachdem ich hier geschrieben hatte, dass Copics doof sind, welche mitgebracht hat (war für uns beide ein wenig doof, weil sie die Stifte schon vorher gekauft und danach auch den Blog gelesen hatte). Diese Karte hat mich aber mit den Stiften versöhnt. Sie riechen immer noch mehr als meine anderen Marker, haben ansonsten aber prima Arbeit geleistet.
3) Egal wie groß die Zweifel sind: Karten werden ab jetzt immer, komme was wolle, beendet und nie verworfen.

Und das soll es für heute dann auch gewesen sein. Mir geht es ansonsten übrigens gut und in 2 Schichten habe ich endlich mein normales Leben wieder. Jetzt muss ich ins Bett und fasse mich deswegen kurz mit einem herzlichen Gruß und den besten Wünschen,

Robert ist raus.

P.S.: Die Musik von Scala and Kolacny Brothers war einer der musikalischen Höhepunkte des Jahres 2009 für mich, auch wenn es den Chor (Ja, Chor. Sogar Mädchen-Chor!) schon länger gibt. Sie singen neben eigenen Sachen auch viele Lieder von Bands aus der ganzen Welt (U2, Sinéad O' Conner, Placebo, The Verve, Rammstein, Echt, Juli, Toten Hosen, Coldplay, Metallica, Air, Lamb, Kings of Leon, etc.) und klingen toll. Legale Gratishörprobeauf der Webseite http://www.scalachor.de/ (Wenn nichts kommt, links auf "Musik On" klicken und das kleine aufgehende Fenster offen lassen).

Dienstag, 14. Dezember 2010

Tag 283 – Couching als Heilmittel

Mir geht es wieder besser. Die letzten Tage, besonders der letzte Arbeitstag vor dem Wochenende waren hart, weil mich da scheinbar erste Vorboten des Fiebers besucht hatten und so habe ich meine Couch dann mehr als freiwillig betreten und –ratet mal – seitdem auch wirklich nur für Gänge ins Bad oder in die Küche verlassen. Jetzt ist Projekt „Couch-Riding“ zu ende und wenn ich mir mich so ansehe, höre und fühle, habe ich das Gefühl, dass sich alles wieder in Richtung Normalzustand verschoben hat. Erstaunlich was man mit etwas Ruhe und Entspannung alles schaffen kann. Vielleicht hatten die Ärzte, die ja auch schon eine ganze Ecke vor der Pharmaindustrie unterwegs waren, doch recht als sie meinten „Kronk gehen in Höhle an warmes Feuer, zwischen viel Fell legen, schlafen, entspannen, ausruhen, trinken und in 3 Sonnen, Kronk wieder Mammut jagen kann.“

Was Kronk damals natürlich auch geholfen hätte, zwischen all den Fellen liegen zu bleiben, wären die diversen Staffeln von Serien gewesen, die vor meinem Fernseher rumliegen und die DVD für DVD Unterhaltung geboten haben, während ich da so auf der Couch rumgammelte. Die und all die Menschen, die mehr oder weniger Zeit hatten, um meinen gelegentlich aufkommenden Kommunikationstrieb zu befriedigen. Danke an alle. Endlich hatte ich nach 2 Wochen fast mal wieder so etwas wie soziales Leben. Auch wenn es sich in den meisten Fällen auf das geschriebene Wort beschränkte, das ich aber auch immer sehr schätze (Hätte man gar nicht vermutet, wenn man den Blog so ansieht, oder?).

Die Nachtschicht geht erstaunlicherweise so schnell zu ende, wie sie angefangen hat. Schon ist mehr als die Hälfte geschafft und in 9 mal arbeiten habe ich es für die nächsten Monate hinter mir, was mich schon irgendwie freut. Ich glaube die nächste Nachtschicht versuche ich zu einer anderen Jahreszeit zu erwischen. Sommer ist dafür vermutlich ähnlich schlecht geeignet wie Winter, denn wer will bei Sonnenschein schon ins Bett müssen. Der Frühling liegt irgendwie gerade ein bißchen zu dicht vor mir, als das ich da Lust hätte, schon wieder mein Leben auf den Kopf zu stellen. Bleibt also nur der Herbst. Am besten die Zeit, wenn der Sommer gerade vorbei und es draußen noch nicht stockfinster und kalt ist, man aber generell nicht so wirklich viel verpasst. Normalerweise kann man sowas nicht wirklich planen, weil die Schichten nach einem Rotationsprinzip verteilt werden, aber ich versuche trotzdem mal mein Glück.

Ich merke gerade, dass ich hier nicht nur mit guter Laune, sondern auch mit einer gehörigen Portion Zuversicht mein kommendes Jahr vorausplane, als könnte nichts und niemand dafür sorgen, dass ich bald wieder in Deutschland sitze. Möglich ist eine ganze Menge, aber wenn es jetzt und heute nach mir geht, gehört das kommende Jahr Cork. Wie es 2012 aussieht, dem Jahr in dem ja dann auch die Welt untergehen soll, weiß ich noch nicht. Abhängig davon wie sich 2011 in kreativer Hinsicht entwickelt, könnte ich mich 2012 dann natürlich auch mal nach Stellen auf der Nordamerikanischen Kontinentalplatte umsehen, aber das wird jetzt gerade fast schon ein bißchen zu viel der Träumerei und so halte ich mich erst einmal an das nahe liegende. In fast genau 2,5 Monaten kann ich den ersten Geburtstag meines neuen Lebens feiern, zusammen mit dem Bestehen des Blogs. Der kleine hat sich, trotz einiger längerer Schreibpausen erstaunlich gut gehalten und so langsam entwickel ich fast so etwas wie Stolz darüber, so verdammt hartnäckige Freunde zu haben, die sich auch nach 9,5 Monaten noch nicht weigern, den Link zu löschen, oder die URL zu vergessen. Ihr verdammten, großartigen Dickköpfe, Ihr!

Da mir mal gesagt wurde, dass mein Blog hin und wieder zum Nachdenken anregt, würde ich hier zuletzt noch einen Gedankengang mit Euch teilen, der mir kam, als ich so nach dem Zähneputzen hustend über dem Waschbecken stand und fasziniert zuguckte wie da so ein bißchen Blut meinen Mund verließ, ins Waschbecken tropfte und in den Abfluss lief. STOPP! Wer jetzt die Hände vor den Mund schlägt und an das Schlimmste denkt: Erst weiter lesen.

Eingehende Studien mit mir und meinem Körper brachten 10 Minuten später die Auflösung, dass ich Nachts leichtes Nasenbluten gehabt habe und Reste davon sich an die beschleunigten Husten-Luftstöße gehängt haben, um auch mal ein wenig Zeit außerhalb des heimischen Körpers zu verbringen. Kein Bla-Bla. Es geht mir wirklich gut und dank meines tollen Hustensaftes ist die stinknormale Bronchitis fast wieder weg.

Während ich da aber so zuguckte, wie der Lebenssaft sich eine halbe Sekunde lang der Freiheit erfreute, um dann mit leisem Bedauern in die Unterwelt der Kanalisation Corks zu entschwinden, kamen mir, dem Klischee entsprechend, die Gedanken die Männern ab ihrem 30ten Geburtstag unweigerlich bekommen. Sie handeln immer von Tod und Verfall, denn wie (hoffentlich) jeder weiß sind die Jahre zwischen 25 und 40 für uns Krüppel-Chromosom Träger mit die schwersten. Mit der Potenz geht es ab 25 bergab, ab 30 ist alles was schlimmer als ein Schnupfen ist, das erste Anzeichen für Krebs und von da an sind es dann noch 10 lange Jahre, bis man plötzlich im zweiten Frühling steht und feststellt, dass man in den heutigen Zeiten gute Chancen hat, erst dann dem Schöpfer gegenüber zu stehen, wenn die Kerzen zum Geburtstag schon nicht mehr auf den Kuchen passen, man den Kuchen eh nicht mehr essen kann und man so langsam Form, Größe und Hautfarbe von Joda angenommen hat. Vorausgesetzt, man meidet Kriege und guckt an Ampeln nach links und rechts.

Und irgendwie und irgendwann kam dann die Frage durch, ob es wirklich Sinn macht, dass wir so alt werden, wie es uns das Wunder der Medizin gerade ermöglicht. Haben die meisten Lebewesen nicht ihren Lebenszweck erfüllt, wenn sie mittels Fortpflanzung zum Fortbestand der Art beigetragen haben? Kann es sein, dass wir das Gleichgewicht der Natur nur deswegen so stören, weil wir uns zwar auch deutlich schneller fortpflanzen, aber generell auch deutlich weniger sterben? Der Gedankengang soll dabei nicht in die Richtung der „Euthanasie“ gehen, sondern einfach nur mal die Frage aufstellen, wie hoch unsere Lebenserwartung wohl heute wäre, wenn es statt Medikamenten nur Wurzeln und Kräuter gäbe, wenn Knochenbrüche nur mit Schienen und Ruhe behandelt werden könnten und wenn die Menschen dadurch dazu gezwungen wären, so zu sterben, wie sie auch gelebt haben. Also wild und aufregend und viel zu schnell und zu früh. Oder gemächlich und vielleicht auch langweilig. Und das wiederum lässt mich darüber nachdenken, zu welchem Lebensstil wir uns wohl individuell entscheiden würden, wenn man uns einzeln vor die Wahl stellen würde. Kurt Cobain oder Johannes Heesters? „Fast and the furious“ oder „Schlaflos in Seattle“? Kaffee oder Kakao?

Der Gedanke, dass Tiere ihre Sterblichkeit und ihr Alter trotz aller Anpassung und allem Kampf gegen die Welt instinktiv anerkennen, wenn es soweit ist, während wir uns oftmals auch dann noch an das Leben klammern, wenn es uns irgendwann Tag für Tag mehr nimmt als es uns gibt war der Auslöser für den oberen Absatz, der eigentlich viel zu kurz ist, um so ein Thema ausreichend zu formulieren (ich habe ja nicht einmal damit angefangen es zu erörtern).

Wenn mich jemand fragt: Kakao. Im hohen Alter an einem Strand eines winzigen Insel-Atolls mit der untergehenden Sonne im Gesicht und Sonnencreme auf der Haut.

Und damit gehe ich jetzt, meiner eigenen Antwort widersprechend viel zu spät ins Bett und lasse euch mit meinen und euren eigenen Gedanken alleine. Habt eine tolle Woche und wir lesen uns die Tage.

Robert ist raus.

Freitag, 10. Dezember 2010

Tag 279 – Nachtschicht

Ist schon wieder mehr als 3 Tage her, dass ich hier was geschrieben habe. Der Grund dafür findet sich im Titel, der mit einer den meisten Kollegen bereits bekannten Tatsache verbunden ist: In der Nachtschicht, kommt man zu nichts. Man geht schlafen, arbeiten, schlafen, arbeiten, wieder schlafen, wieder arbeiten und so weiter, ohne in der Zeit die man zwischen diesen beiden Zuständen verbringt irgendetwas auf die Reihe zu bekommen. Warum das so ist, kann ich auch nicht sagen. Gut, ca. 2 Stunden des Tages gehen neuerdings wieder für das World of Warcraft spielen drauf. Aber dafür arbeite ich in meiner normalen Schicht am Tag sonst 2 Stunden länger, schlafe meistens sogar weniger und bekomme trotzdem mehr auf die Reihe, während ich mich auch noch fitter dabei fühle.

Hier und jetzt, geht aber irgendwie gerade gar nichts. Es ist gefühlte Ewigkeiten her, dass ich für längere Zeit einen Stift in die Hand genommen habe und das mit dem Schreiben könnt ihr hier ja selber verfolgen. Ich weiß ehrlich nicht wo die Zeit verschwindet, die ich hier zuhause verbringe, fast so als würde ich nicht 8 sondern 12 Stunden am Tag arbeiten und das dafür 5 statt 4 Tage in der Woche. Wobei es gerade sogar 6 Tage sind. Die 2 Tage Verspätung mit denen ich wegen dem Wintereinbruch hier erst wieder ankommen konnte, kommen für mich für den Moment teuer zu stehen, da ich sie aufgrund des Stresses in der Firma nacharbeiten muss , was 2 meiner Wochenenden von 2 Tagen auf einen Tag reduziert, was nach einer 6 Tage Woche zwar immer noch okay ist, um Kraft zu tanken, aber kaum Möglichkeiten lässt, ein aktives soziales Leben zu genießen. Besonders wenn man schläft, während alle wach sind und arbeitet, wenn alle schlafen. Insgesamt ein eher suboptimaler Zustand. Aber ich werde es wohl mit ein wenig Gejammer, aber ohne größere Schäden überstehen. 2009 war hier ein sehr gutes Training und im Verhältnis zu der Zeit da, sitze ich das hier mit einem Lächeln ab. Im Gegenzug gibt es dafür ja auch mehr Gehalt und mit dem neuen PC der auf dem Wunschzettel steht und den ich mir Weihnachten schenke und dem Flugticket nach Lanzarote, ist es sehr sinnvoll die finanziellen Ressourcen ein wenig aufzustocken, bevor sie gnadenlos geschröpft werden. :-)

Ansonsten werde ich gerade leicht krank, was vermutlich nichts mit dem Wetter sondern vielmehr mit den Großraumbüros zu tun hat in denen man Krankheiten einfach einsammeln muss, wenn sie einer mit reinbringt. Man kann sich das wie große Wellen vorstellen, die durch die Büros und Stockwerke schwappen und denen man nur entkommen kann, wenn man das Haus und damit den Job meidet. Dummerweise sitzt man dann aber auf der Straße, wenn das Geld alle ist und da holt man sich dann die wirklich netten Krankheiten bei der Kälte. Also ziehe ich neben der Nachtschicht auch das noch durch, nehme Vitamine und Medikamente, die man im Supermarkt kaufen kann, und plane mich am Wochenende nicht von der Couch zu erheben. Wenn das Haus abfackelt, werfe ich meinen Perso aus dem Fenster (wenn es gerade offen ist), damit man mich hinterher identifizieren kann. Aber mehr wird nicht getan. Und dem entsprechend gehe ich jetzt schlafen. Es ist gerade Freitag, wenn ich aufstehe wird es immer noch Freitag sein, wenn ich anfange zu arbeiten, ist es mit einem Schlag Samstag und vermutlich werde ich dann wieder da stehen und 5 Minuten lang nicht wissen, was für ein Wochentag überhaupt gerade ist, bis ich den Kalender unter Windows geöffnet habe. Eigentlich wollte heute jemand kommen, der meinen Feuermelder kontrolliert, aber es bleibt abzuwarten, ob ich das klingeln an meiner Tür dann hören werde/will. Das Ding ist eh nicht kaputt und hier ist nie offenes Feuer. Also „püh“!

Und entsprechend meiner Ansage mache ich mich jetzt ins Bett und wünsche euch allen einen tollen Start ins Wochenende, wenn ihr denn eins habt. Fühlt euch gedrückt und bis bald,

Robert ist raus.

P.S.: Die gute Nachricht des Tages: Direkt gegenüber vom Büro hat ALDI aufgemacht und bietet das eine oder andere Lebensmittel wie üblich für unschlagbare Preise an. Es ist zwar trotzdem noch an irische Verhältnisse angepasst und damit deutlich teurer als in Deutschland, aber ich habe hier zum ersten mal in 9 Monaten einen akzeptabel aussehenden Wein für 4 (!!!!) Euro gesehen, der in anderen Läden sonst das Doppelte kostet. Mein Herz weint vor Freude, auch wenn ich noch keinen gekauft habe. :-)

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Tag 270 – Weiter geht’s

Also. Wo waren wir? Ach ja: Nachdem ich ein paar Augenblicke der Klarheit hatte, die ich hier mitgeteilt habe, habe ich zum letzten mal für 120 Tage meine Sachen gepackt und mich auf den Weg nach Berlin gemacht, um die meisten von euch mal wieder zu besuchen.

Da das in den meisten Fällen auch geklappt hat, fasse ich das erlebte einfach mal in 2 Worten zusammen: „Schön war’s“.

Danke an alle, die Zeit für mich hatten und mich bei Frühstücken, Konzertbesuchen und gemeinsamen Nachmittagen und Abenden mit ihrer Anwesenheit beehrt haben. Im kommenden Februar geht es, wie schon gefühlte 1000-mal erwähnt, nach Lanzarote zu meiner Mutter, weil (sehen wir der Tatsache ins Auge) Berlin im Februar nicht unbedingt einladend ist. Dafür bin ich dann halt Anfang April wieder da und ich hoffe, dass ich viele oder alle von euch dann wieder sehen werde.

Nicht so der Knaller war die Rückreise. Eigentlich wollte ich ja am Samstag nach Irland fliegen, dann 2 Tage nutzen, um mich auf die Besonderheiten der kommenden Nachtschicht vorzubereiten und in diese dann frisch und fröhlich zu starten. Stattdessen lief es so:

Samstag erreichte mich kurz vorm Flughafen Schönefeld eine SMS von Airlingus in der sie mir mitteilten, dass im Moment kein Flug nach Dublin geht, da Irland im Winterchaos versinkt. „Winterchaos“ kann man dabei recht unterschiedlich interpretieren, aber auf einer Insel, die am Golfstrom liegt und die deswegen recht selten den Gefrierpunkt erreicht und auf der es noch seltener schneit, gibt es keinen Markt für Frostschutzmittel, Streu und Winterreifen. Wenn der Golfstrom im Atlantik dann von BP aber einen neuen hübschen Ölteppich spendiert bekommt und deswegen weniger Wärme in diesen Teil der Welt transportieren kann und es hier dem entsprechend dann doch mal frostig und glatt wird, geht buchstäblich nichts mehr. Schon gar keine Flüge von oder auf die britischen Inseln. Zum Glück hat man als Kunde einer Luftlinie immer (so steht es in den öffentlichen Informationen am Flughafen) Anrecht auf einen kostenlosen Flug an einem anderen Tag, wenn sich der Flug um mehr als 5 Stunden verspätet, was einem die Luftfahrtgesellschaften immer mehr oder weniger freiwillig anbieten und nach einem recht kurzen Telefonat hatte ich einen Sitzplatz im nächsten möglichen Flug nach Dublin – am Dienstag (gestern). Die Tage bis zum Flug habe ich dann nochmal mit lieben Menschen verbracht, bis es dann Dienstag wieder an der Zeit war, sich auf den Weg zum Flughafen zu machen. Dort wurde ich dann mit dem Aufruf empfangen, mir am Schalter einen Gutschein abzuholen, denn meine Maschine verspätete sich aufgrund des Winters und weil die Mechaniker nicht mit dem Enteisen hinterher kamen.

So saß ich dann nochmal fröhliche 4 Stunden in Schönefeld herum, von denen ich 5 Minuten damit verbrachte, einer netten Dame am Schalter zu erklären, dass ich wegen des späten Fluges alle Möglichkeiten verpassen würde, einen Anschluss nach Cork zu bekommen und dass ich dann doch lieber einen Tag später fliegen würde, wenn möglich. War es aber nicht. Den Ausgleich gibt es erst wenn die Maschine wenigstens 5 Stunden später kommt und in allen anderen Fällen kann man am Zielflughafen versuchen, sich von der Fluggesellschaft ein Hotelzimmer bezahlen zu lassen, aber die Chancen in so einem Fall sind auch sehr ungewiss und weil mir das so oder so alles zu doof war, machte ich mich schon mal mit dem Gedanken vertraut, 9 Stunden au dem Flughafen in Dublin rumzusitzen und mit dem ersten Bus nach Cork zu fahren.

Nebenbei erwähnte die Dame dann noch eine andere Person, die exakt das gleiche Problem hat, konnte sie aber nur als Frau bezeichnen und war damit wenig hilfreich. So verzweifelt, jedes weibliche Wesen in meinem Flieger anzusprechen, bin ich nur, wenn es um Leben und Tot geht.

Aber euer Erzähler sollte am Ende dann doch Glück im Unglück haben.

Als ich in Dublin gelandet war und so Richtung Ausgang schlenderte, fing eine Passagierin neben mir ein Telefonat an in dem sie meinte, dass sie nach Cork muss und wegen der Verspätung jetzt auch keine Ahnung hat, was sie jetzt machen soll.

Lange Rede, kurzer Sinn: Einen Leihwagen und 3,5 Stunden Autofahrt später war ich in Cork und hatte Janette kennengelernt, die in Cork bei Apple arbeitet, womit die Zahl der Apple Mitarbeiter, die bei Apple arbeiten auf 2 (!!) angestiegen ist. Insgesamt kann man, wenn man von der Verzögerung und den halbierten Kosten für den Leihwagen einmal absieht sagen, dass ich ziemliches Glück hatte und mir irgendwer wohl den einen oder anderen Daumen gedrückt hat. Danke dafür. :-)

In 11 Minuten mache ich mich auf den Weg zu meiner ersten Nachtschicht. Irgendwie ist es bis jetzt noch ein wenig irritierend, Nachts zur Arbeit zu gehen und tagsüber zu schlafen, aber ich bin grundsätzlich recht optimistisch und es ist ja auch nur ein knapper Monat, bevor ich wieder in meiner regulären Schicht bin. Ab dem 27.12. bin ich wieder in meiner regulären Schicht und empfange auch wieder Besuch, wenn jemand kommen mag. Zu Silvester kommen lohnt übrigens nur, wenn man Feuerwerk nicht mag, da es in Irland scheinbar ein generelles Verbot für Feuerwerk und Knallkörper aller Art gibt. Ich bin gespannt, wie sich das hier gestaltet.

Und damit war es das erst einmal wieder. Ich melde mich in Kürze wieder und wünsche euch bis dahin einen schönen Donnerstag und viel Spaß mit dem Wetter, das ihr gerade habt (ernsthaft).

Robert ist raus.