Freitag, 28. Januar 2011

Tag 327 – You don't say „good luck“, you say „don’t give up“…

Hallo ihr alle. Mit leichtem Interesse habe ich kürzlich festgestellt, dass sich die Zahl hinter dem Wort “Tag” stetig der 365 nähert, die dann den ersten Geburtstag im neuen Leben markiert. Überlegungen kreisen in meinem Kopf und werden zu ersten Ansätzen von Plänen, die es kaum über den Status einer Möglichkeit hinaus schaffen, aber alle entscheidenden Einfluss darauf haben, wie alt dieses zweite Leben wird, bevor das dritte Leben anbricht. Das dritte Leben wird in Deutschland verlebt und es baut auf allem auf, was ich im zweiten Leben schaffe, was wohl auch der Grund ist, warum ich hier nach 10 Stunden Arbeit nicht selten am Tisch über Zeichnungen gebeugt sitze. Gleichzeitig mit Leben 2, soviel ist mir schon klar, wird wohl auch dieser Blog sterben, der neben einem Lagebericht auch eine Dokumentation für mich selber ist. In sehr seltenen Momenten lese ich einen alten Text von mir (meistens wenn ich hier im Text auf einen alten Abschnitt oder eine alte Zeichnung verweise) und schaffe es dann, mich daran zu erinnern, wie es mir an dem Tag ging. Das ist ganz nett, weil es immer ein Stück meines Lebens ist und man hinterher dann auch mal „Ach, so hat sich das große Fragezeichen deralten Tage also in das heutige Ausrufezeichen verwandelt“ sagen kann. Es nicht in einem privaten Tagebuch, sondern in einem offenen Blog nieder zu schreiben, hat dabei einen entscheidenden Vorteil: Man schreibt wenig bis gar kein Zeug nieder, was einem 3 Jahre später die Schamesröte ins Gesicht treibt, kann aber mit einer gewissen Menge gut platziertem und zeitweise auch gut verstecktem Gefühl trotzdem auch das festhalten, was einem an den Tagen im Kopf herum spukte, aber nicht aufgeschrieben wurde. So habe ich vieles von dem, was mir am ersten Tag im Kopf herum ging nicht aufgeschrieben. Aber wenn ich den Text lese, ist es, wenn ich möchte, alles wieder da.

Was ich hier aufschreibe scheint, dem Feedback, das ich gelegentlich bekomme entsprechend, hin und wieder Menschen in der einen oder anderen Weise zu beeinflussen und wenn jetzt jemand denken sollte „Boah, ich will auch was schreiben“: Macht es. Kümmert euch nicht darum, wie viele Menschen eure Seite besuchen, oder wer eurer Freunde sich gar nicht erst die Mühe macht, eure Anstrengungen zur Kenntnis zu nehmen. Das entwickelt sich ganz von alleine und einige treue Seelen finden sich immer, die Interesse an eurem Leben haben. Dabei ist es auch nicht wichtig, ob ihr euren Blog mit Berichten, Bildern, Gedichten, selbst komponierten Liedern oder Zeichnungen füllt. Wenn es ein Stück von euch ist, wird der Blog zu eurer ganz eigenen Zeitkapsel, eurem ersten Zuhörer, einer Inspiration und einem Schlüssel für die Zelle in der sich die Gedanken im Kopf manchmal verfangen. Macht es für andere, aber macht es auch für euch selber. Und hört bloß nicht auf die Menschen, die sagen, dass Blogs bestenfalls Anfang des Jahrtausends cool waren. :-)

Es gibt Momente in denen ich (und ich nehme an auch andere Menschen) die Dinge aus den Augen verliere, die ich liebe. Das kann viele Gründe haben. Eine Menge blödes Zeug kann die Sicht auf die guten Dinge verstellen. Und dieses Zeug kann einem von dritten genauso leicht wie von einem selber in den Weg gestellt worden sein. Manchmal versteifen wir uns zu sehr auf eine Liebe und lassen all die anderen tollen Sachen außer acht, die uns durch den Alltag bringen. Hin und wieder erschreckt uns auch, was wir lieben und wir achten lieber auf das blöde Zeug, weil es zwar doof ist, uns aber wenigstens keine Angst macht. Aber egal was die Ursache ist: Wenn es uns aufgefallen ist, wird es Zeit die mit Scheisse gefüllten Kisten wieder an den Rand zu schieben, den Blick auf das Gesamtwerk zu richten und dem Monster, das wir lieben lächelnd und zwinkernd die Zunge herauszustrecken, damit wir mit dem Leben und seinen Komplikationen, von denen es auch außerhalb unseres geistigen Mikrokosmos mehr als genug gibt, wieder klar zu kommen und vorwärts zu gehen. Etwas in dieser Art geistert schon seit dem letzten Text in meinem Kopf herum, aber erst die in der Überschrift stehende Textstelle brachte es ans Tageslicht, denn die letzten Tage habe ich damit verbracht, Gedanken in meinem Kopf unproduktiv im Kreis zu jagen, was dazu führte, dass ich mit dem Zeichnen auf keinen grünen Zweig kam (ich seh‘s schon kommen, der Dezember wird teuer ;-)).

Anyway. Zeichenbuch und Stifte liegen wieder neben mir und warten darauf, dass ich hier fertig werde und ich bin schon auf die kommende Karte gespannt, die entweder fürchterlich oder fürchterlich schön wird. Mal sehen. Nebenbei schreibe ich Zeile für Zeile erste Sätze und Ideenfetzen für eine Geschichte auf, die mir bei dem ganzen sinnlosen Nachdenken als Nebenprodukt in den Sinn kam. Wenn ich es durchziehe und es soweit ist, werde ich sie auch vorstellen und dann um massives Feedback bitten. Aber bis dahin fällt noch viel Wasser den Berg runter…

Jetzt wird es erst einmal Zeit für die Stifte. Habt einen schönen Start ins Wochenende, wenn ihr denn eins habt und wir lesen uns Montag wieder,

Robert ist raus.

;P

Dienstag, 25. Januar 2011

Tag 324 – S.a.C.r.a.C. #023

Tagchen alle miteinander! Der erste Tag der Woche ist rum und die Welt dreht ihre gewohnten kleinen Runden durch das Universum. Mit einer Neuigkeit: Ich habe gerade nach mehr als 10 Monaten wirklich jedem Menschen und jeder Firma und Gesellschaft geschrieben, der ich noch Geld schulde. Ich habe im letzten Jahr bestimmt 500 Euro auf diese Weise verschenkt und ich weiß nicht, ob damit eine magische Faulheitsgrenze überschritten wurde, oder es nach all den Monaten einfach *Klick* in meinem Kopf gemacht hat, aber irgendwie habe ich mich heute jedenfalls ran gesetzt und in 2 Stunden soweit alles erledigt. Jetzt bleibt noch das Abwarten und Bezahlen der letzten offenen Beträge und dann mache ich mich ans Bafög, das noch über meinem Kopf wie eine leicht graue Wolke schwebt. Wenn das weg ist, sind die Welt und ich zumindest finanziell quitt, und das ist schon einmal ein ganz guter Anfang für das weitere Leben. Mehr Neues gibt es nicht zu erzählen, außer vielleicht, dass der Bluterguss auf meiner Nase abgeheilt ist und jetzt wieder die gewohnte Bürobräune hat, die man an ihm kennt, weswegen ich dann jetzt mal recht direkt und schnörkellos zur Karte übergehe, die ich schon ein paar mal erwähnt habe.



Jetzt weiß ich nicht, was ich zu der Karte groß schreiben soll. Die Idee zu ihr kam mir nach einem längeren erfolglosen Brainstorming mitten in der Nacht, als ich todmüde und angetrunken war und schon auf der Couch beinahe eingeschlafen bin (ohne Bettzeug, einfach nur beim Film gucken). Plötzlich, als ich mich gerade ins Bett schleppen wollte, war die Idee da und so wurde sie mit kaum offenen Augen hastig aufgeschrieben und skizziert, weil man ja nie weiß, ob man sich einen Traum weiter noch an gute Ideen erinnert, die man fast schlafend hatte. Am Tag darauf wollte ich eigentlich nur eine schnelle bessere Skizze machen, um zu sehen, ob das Motiv in Sachen Aufbau und Farben etwas taugt. Das ganze ging dann aber so fließend und war dermaßen produktiv, dass ich plötzlich eine schon halb fertig aussehende Version der Karte in den Händen hielt und mich hier im Blog loben musste. Einzig die Idee, die Outlines (die schwarzen Linien) passend zur Fläche, die sie umschließen farbig zu machen, ist leider nichts geworden. Aber irgendwann will ich das auch nochmal schaffen. Gerade in (neueren) Disney Cartoons wird das sehr gerne gemacht und gibt dem ganzen Werk immer eine wärmere, „runde“ Optik, die zugleich vertrauter für das Auge wirkt (glaube ich), weil es im realen Leben ja auch verdammt selten irgendwo schwarze Kanten gibt, die das Ende eines Objektes betonen. Aber da komme ich schon noch hin. Der Weg ist ja noch weit, was auch bedeutet, dass ich noch Zeit habe.

Zum Motiv selber gibt es nicht viel zu sagen. Ich wollte einen Engel zeichnen, dabei aber nicht kitschig wirken und mit der Toga und dem Genitalansatz hat das ganze noch einen humorvollen historischen Ansatz. Dazu sollte es Blumen und gute Laune geben und insgesamt einfach nach Frühling wirken. Mit etwas mehr Platz wären noch Wolken und eine lachende Sonne dazu gekommen, aber die Bäume brauchten ihren Platz und so ein strahlend blauer Himmel ist zumindest mal irisch. Ja, es gibt hier wolkenloses Wetter. Auch gar nicht mal so selten, wenn nicht gerade Besuch da ist.

Technisch ist die Karte eine runde Sache. Der Engel hat an vielen Stellen dickere Outlines, die ihn zusätzlich zu den hellen Farben noch etwas mehr hervorheben, als die restlichen Elemente und auch wenn er anatomisch mehrfach benachteiligt ist, kann man das meiste durch die Schattierung als „Perspektive“ schön reden. Persönlich mag ich an der Karte aber die großen, fast übergangslosen Flächen, besonders beim Engel und den Hügeln im Hintergrund. Wenn ihr eine kleine Zeitreise zurück zu Karte #017 macht, seht ihr da einen deutlichen Unterschied zwischen der linken und der rechten Seite des Mantels. Links war ich noch unsicher und habe die Fläche ohne Überlegung und hektisch ausgemalt. Rechts war ich dann, durch puren Zufall, geduldiger und habe einfach nur ruhig dünne Linie neben dünne Linie gesetzt und hatte plötzlich eine ebene Fläche (die im Anschluss schattiert wurde). Aber das ist für alle die mit Markern arbeiten wollen das ganze Geheimnis für kleine bis mittelgroße Flächen: Linien in Reih und Glied nebeneinander. :-)

Jetzt hatte ich doch noch etwas zu der Karte zu sagen, aber nun ist Schluss mit dem Thema und auch dieser Text neigt sich dem Ende zu. Wenn mir nicht der nächste Zahn aus dem Gesicht fällt, schreibe ich Mittwoch oder Donnerstagnacht wieder und nutze die Zeit dazwischen zum kreativen Arbeiten. Mir kam heute eine Idee für etwas komplett anderes, was ich in der kartenfreien Zeit auch noch machen könnte, aber bis es soweit ist oder ich zumindest mehr als nur eine begrenzte Vorstellung habe, gehe ich auf das Thema nicht weiter ein.

Habt jetzt erst einmal noch einen schönen Dienstag und wir lesen uns bald wieder.

Robert ist raus.

P.S.: Heute trenne ich die Wörter mal nicht komplett. Das mache ich ein andermal. Sorry für die Umstände beim Entziffern.

P.P.S.: Kannst Du in maximal 5 Sätzen beschreiben, wie Du den Feed eingerichtet hast? Ich habe vor einer Weile von gescheiterten Versuchen eines anderen Menschen gehört und würde gerne wissen, ob der Blog damals nur eine seiner zahlreichen Macken hatte.

Montag, 24. Januar 2011

Tag 323 – Lethargie, Zähne und Nasen

Das mit dem Mitte-der-Woche-wieder-schreiben ist mal wieder nichts geworden. Böser Robert. Böse! Viel böser als der Geist, war in dieser Woche aber der Körper, denn der Geist war eigentlich willig, wurde aber von äußeren Umständen aufgehalten.

Es fing alles am Mittwoch an, als mir mitten im Dienst ganz ohne Vorwarnung ein Stück von meinem Backenzahn abbrach, vermutlich weil ihm langweilig war und es mal sehen wollte, wohin sich das gerade gekauten Maoamwohl verzieht, wenn ich genug darauf rumgekaut habe. Letztlich endete es zusammen mit dem Maoam im Mülleimer, was es wohl nicht geplant hatte, aber da ist es selber schuld. Mir war’s aus verschiedenen Gründen egal. Zum einen war eben jener Zahn bei einer Wurzelbehandlung schon bis zu den Nerven aufgebohrt worden und der Gedanke, dass diese da jetzt freiliegen und nur darauf warten, mir beim nächsten Luftzug oder bei der nächsten Nahrungsaufnahme in einer Explosion aus Schmerz den Kopf zu sprengen, weckte in mir ungefähr das gleiche Gefühl, wie es wohl Menschen haben, die auf eine Tellermine treten, die erst mit dem Heben des Fußes explodiert: Panik, auch wegen dem was jetzt folgen muss. Ich habe in früher Kindheit schon jegliches Vertrauen in Zahnärzte verloren, nach 11 Jahren Kieferorthopädie aber beschlossen, dass ich die Dinger so lange wie möglich gesund behalten möchte, was sie mir nicht gerade einfach machen, weil sie generell anfällig sind. Nun muss ich einen Vertreter dieses beinahe verhassten Berufsstandes aufsuchen und kann wohl leider nicht darauf warten, dass ich es nach Berlin zu jenem einen Arzt schaffe, dem ich wenigstens so ein bißchen Vertrauen schenke, sondern muss zu einem der örtlichen Vertreter, die aber der lokalen Mundpropaganda entsprechend eher bessere Tierärzte sind, was meine Stimmung nicht hebt. Aber da musste ich durch. Eine Millionen polnische Migranten, die sich in Irland niedergelassen haben, genießen da einen deutlich besseren Ruf und so bin ich zu einem polnischen Zahnarzt, der mir den Beisser jetzt in einigen Sitzungen hoffentlich retten wird. Da das irische Gesundheitssystem aber unterhalb jeglicher Standards liegt, werde ich das alles aus der eigenen Tasche zahlen müssen. Ich freu mich. Glück im Unglück: Nerven liegen entgegen erster Befürchtungen nicht frei und schmerzen tut nur hin und wieder die Zunge, die gelegentlich gegen die spitzen und scharfkantigen Ränder des Restzahns kommt. Ich werd’s überleben.

Freitagmorgen ging es dann direkt weiter, als ich auf meiner Nasenspitze einen 1 cm großen kreisrunden Bluterguss fand, von dem ich keine Ahnung habe, wie er da hingekommen ist, der mich aber stark an eine Clownsnase erinnerte, was auch so ein Knaller war. Es darf an dieser Stelle gelacht werden. Ich würde es wohl auch tun, wenn es nicht mein Zinken gewesen wäre. Jedenfalls war das Wochenende damit für mich gesellschaftlich gelaufen. Freitagsabends war ich noch verabredet, was ich in der (erfüllten) Hoffnung, dass wir nicht in einem hell erleuchteten Pub sitzen werden nicht abgesagt habe, aber darüber hinaus haben Körper und Geist beschlossen, dass wir dieses Wochenende mal auf weitere Gesellschaft verzichten und uns lieber mit kreativem Zeug befassen.

Denn im Augenblick bedarf jede Karte eines Brainstormings, bevor mich die Muse küsst. Ich habe am Anfang geschrieben, dass ich nach bestem Wissen und Gewissen versuche, die Karten so zu gestalten, dass sich niemand für sein Werk schämen muss oder es als unpassend empfindet und dem entsprechend ringe ich mit mir. Einige Ideen sind gut, passen aber nicht. Andere sind in anderen Karten schon das eine oder andere mal verwendet worden und außer den Cartoon – Charakteren, möchte ich das meiste eigentlich nicht sooo oft wiederverwenden. Und wieder andere sind auf einem A6 Blatt nicht umsetzbar. So gelange ich halt hin und wieder an den Punkt an dem mir die Ideen für neue Konzepte ausgehen. Würde ich nur Bruno und Tim zeichnen, wäre ich schneller und an dieser Stelle mangelt es auch nicht an Ideen, da sich diese Figuren quasi von selber entwickeln (besonders Bruno) und Ideen nach einiger Zeit in meinem Kopf Schlange stehen. Aber das wäre zu einfach und geschummelt wird nicht. Trotzdem wird es ein wenig eng, weswegen die baldige Pause nicht schlecht ist. In dieser werde ich einige Tattoos, ein Logo für mein Team im Büro, ein oder zwei Poster (eine 2009 erstellte Zeichnung, die nicht veröffentlicht wurde, hängt als A0 Poster in der Wohnung von Freunden) und vielleicht noch ein wenig nicht genau definierten Kleinkram zeichnen, bevor es mit den Karten weiter geht.

Tja. So sieht es gerade aus. Morgen ist die zuletzt gezeichnete Karte lange genug in der Post unterwegs und wird dann hier veröffentlicht, obwohl einige von euch sie schon kennen. Und für heute schenke ich mir noch ein Glas Wein ein, hole die Stifte raus und mache mich an die Arbeit.

Habt einen tollen Start in die Woche und fühlt euch alle wie ihr seid herzlich von mir gedrückt und gegrüßt und wir lesen uns morgen wieder. Versprochen.

Robert ist raus.

P.S.: An die IT Leute, die die Texte hier lesen: Angeblich kann man sich einen RSS Feed einrichten. Hat das hier mal jemand versucht und positive Erfahrungen gesammelt? Eine kurze Info, egal über welches Medium wäre super. :-)

Montag, 17. Januar 2011

Tag 316 – Ein wenig Blabla

So. Heute mache ich etwas, das ich in diesem Blog eigentlich nie so unverblümt machen wollte, was jetzt aber gerade einmal sein muss: Ich werde mich einmal loben.

Das ganze wird so in dieser Form hier nicht mehr vorkommen und wem selbst das zu viel ist, dem sei geraten den kommenden Absatz einfach komplett zu überspringen, in dem ich mal ein wenig reflektiere und zu einer positiven Bilanz kommen werde. Und wer weiter liest: Nein, ich möchte bitte keine Zustimmung oder andere Streicheleinheiten, während konstruktive Kritik nach wie vor willkommen ist. In den Absätzen weiter unten rede ich noch über neue irische Bands und mein Wochenende im Allgemeinen.

Nachdem ich das mit den Karten nun schon mehr oder minder regelmäßig seit 10 Monaten durchziehe, habe ich mich vorgestern, nach einigen Gläsern Wein, hingesetzt und mir alle Karten einmal sehr genau angesehen. Das Ergebnis gefiel mir. Ich beobachte seit einigen Karten (noch nicht lange) eine gewisse Routine und habe gestern voller Begeisterung festgestellt, dass meine Hand und der Bleistift angefangen haben, Sachen fast auf Anhieb so zu zeichnen, wie ich sie mir vorstelle. Etwas das die letzten 10 Jahre eher selten der Fall war. Heute habe ich eine Skizze, die ich gestern angefangen und dann aus Spaß an der Freude fast fertig ausgearbeitet habe, noch einmal komplett neu angefangen, was damals ein absoluter Albtraum für mich war, weil es nie wieder so gut wurde, wie im ersten Versuch. Heute ging es reibungslos. Warum ich das hier schreibe? Weil es eine erste Quittung für die wenigstens 200 Stunden ist, die ich in den Nächten hier an 26 Zeichnungen saß. Ich hab damit ja nicht nur angefangen, um euch zum Schreiben von Postkarten zu motivieren, sondern auch, weil ich besser im Zeichnen werden wollte. Ich habe während der letzten 10 Monate mehr gezeichnet als in irgend einem Jahr zuvor, habe angefangen eigene stilisierte Linienführungen zu verwenden, zum ersten mal in meinem Leben mit Markern gearbeitet und, was für mich das krasseste ist: Ich habe meine Sachen veröffentlicht und die Originale verschenkt. Es gab also viele Entwicklungen, die noch nicht alle abgeschlossen sind, aber ihren Lauf nehmen. Normalerweise wenn ich von Menschen ein Kompliment für das was ich zeichne bekomme, versuche ich mich in meiner Antwort auf ein höfliches „Danke“ zu beschränken, weil mir alles andere immer ein wenig unangenehm ist. Aber dieses eine mal gibt es eine Antwort für alle, die jemals mich oder eine Zeichnung von mir gelobt haben: „Zeichnen lernen ist für die meisten Menschen und auch für mich ein wirklich langer Weg voller Hindernisse und Herausforderungen, weil nur die wenigsten Menschen von Kindsbeinen an geniale Zeichner sind (eigentlich fällt mir da nur Gustave Doré ein). Da ich den Weg in den letzten Jahren eher gemächlich, wenn nicht kriechend zurückgelegt habe, liegt noch ein gutes Stück vor mir, aber die Startlinie ist schon lange nicht mehr zu sehen, ich bin immer noch auf dem Weg und ich bin glücklich, mich nie dazu entschieden zu haben, diesen Weg zuverlassen.“ Das mal dazu.

Wenn wir schon bei den Karten sind: Ich werde mit der die gerade in Arbeit ist noch 12 Karten fertig stellen und dann eine Pause machen. Mit den 12 Karten hat dann jeder, der mir eine Karte gesendet hat, eine Antwort bekommen, einige haben dann mehr als eine Karte bekommen und einige besondere Personen haben dann eine Karte außerhalb der Reihe bekommen, weil ich ihnen aus verschiedenen Gründen dankbar bin und das so zum Ausdruck bringen möchte. In der Zeit danach höre ich nicht auf mit dem Zeichnen, sondern möchte mich gerne einigen anderen Projekten außer der Reihe widmen, die keine Postkarte werden sollen. Das Projekt geht später im Jahr aber wieder weiter und wer mir bis dahin was schickt, wird nach wie vor nicht vergessen werden. Das gleiche gilt für alle, die weniger Antworten bekommen haben, als sie mir bis heute Karten geschickt haben.

Mein Wochenende war überaus ruhig und entspannt. Meine Stimme ist immer noch nicht komplett da, was mich ein wenig wundert und dazu motiviert, etwas mehr mit einem Schal durch die Wohnung und die Gegend zu laufen und mehr Tee zu trinken, aber darüber hinaus hat sich das mit der Erkältung erledigt. Ich habe einen Haufen neue gute Musik gefunden, auf die ich gleich noch eingehe, gezeichnet, gelebt und entspannt. Kein besonderes aber ein gutes Wochenende.

In Sachen irischer Musik bin ich auf 2 neue Bands gekommen, die mir beide gut gefallen haben.

„Souldriven“, eine Jazz, Funk & Soul Band, die direkt aus Cork kommt habe ich live gesehen und war darüber hinterher auch kein bißchen traurig. Mit gut gespielten Instrumenten und schönen Stimmen, präsentieren sie fremde und eigene Werke und machen generell einfach Spaß. Gratis rein hören kann man hier: http://souldriven.net/media/

„Super Extra Bonus Party“, eine Elektro / Hip-Hop / IndieGruppe aus Dublin, habe ich nicht live gesehen, sondern nur durch puren Zufall im örtlichen Plattenladen gehört. Weil ich erst ein wenig mehr von ihnen hören wollte, bevor ich mir die Scheibe kaufe, habe ich mich erst einmal im Internet umgehört und bin dann am nächsten Tag wieder in den Laden, nur um zu erfahren, dass die CD schon ausverkauft ist, was mich dann diverse Stunden Suche im Netz gekostet hat, bis ich ihr neues zweites Album auf der Festplatte hatte (sogar legal). Die Musik bewegt sich quer durch alle Genres und deckt von Dance-Rhythmen über gerappte Einlagen bis zu Pop und wildem Gitarrengeschraddel sogar Instrumentalmusik ab in der mit Streichern und Akustikgitarre schöne Melodien gespielt werden. Die Band passt mit 2 fertigen Alben und Konzerten für die man Eintritt bezahlen muss eigentlich nicht zu den anderen Bands, aber weil ihre erste Platte von den irischen Medien, als das innovativste irische Werk der letzten 10 Jahre gepriesen wird und man sie außerhalb der Insel vermutlich so gut wie gar nicht kennt, dachte ich, ich nenne sie hier einfach mal. Hören kann man sie gratis am besten hier: http://www.myspace.com/superextrabonusparty und hier:http://www.superextrabonusparty.com/home/mp3-video/

Und das war’s dann auch schon wieder. Mitte der Woche melde ich mich hier wieder und bis dahin wünsche ich euch einen schönen Wochenanfang, Gesundheit und gutes Wetter.

Robert ist raus.

P.S.: Der Blog hat eine neue Macke und löscht rhythmisch Leerzeichen zwischen Worten. Ich habe jetzt ehrlich gesagt keine Lust, das zu korrigieren, weil ich ins Bett muss (im unteren Bereich hab ich's trotzdem schnell gemacht). Ich sag's nur, damit sich keiner wundert. :-)

Donnerstag, 13. Januar 2011

Tag 312 – Ca. 2 Wochen später

Frohes neues Jahr euch allen! Die erste Dekade des neuen Jahrtausends liegt hinter uns und wurde fast überall auf der Welt mit Feuerwerk und den besten Grüßen an die Vergangenheit verabschiedet. Hier in Irland, wo Feuerwerk verboten ist (von Knallbonbons einmal abgesehen), wurde es zwar auch verabschiedet, aber der Freitag Abend unterschied sich von anderen Freitagabenden in der Stadt eigentlich nur durch ein wenig zusätzliche Dekoration in den Pubs und Clubs der Stadt. Der Rest, also die fröhlich feiernden und trinkenden Iren, ist so oder so das ganze Jahr da und hat sich von daher kaum vom abendlichen Normalzustand unterschieden.

Im Sinne des später folgenden Geständnisses, macht es aber Sinn, vielleicht noch einmal mit Weihnachten anzufangen und sich dann chronologisch bis zum heutigen Tag vorzuarbeiten.

Weihnachten war bei mir, so hartes auch klingen mag, eigentlich nicht vorhanden. Ich lag in den letzten Zügen meiner Nachtschicht und hatte dem entsprechend den typischen sehr seltsamen Schlafrhythmus, den man in der Nachtschicht halt hat. Ausgerechnet an dem Taghatte ich dann aber massive Probleme einzuschlafen oder überhaupt zu schlafen, sodass ich Mittags mit 2 Stunden Schlaf schon wieder auf den Beinen stand, hier einen Weihnachtstext abgeliefert habe und mich dann auf den Weg zu befreundeten Kollegen gemacht habe, die mich eingeladen hatten. Dort habe ich dann Pizza gegessen „Sherlock Holmes“ und „Zombieland“ gesehen und mich dann gegen 23 Uhr auf den Weg in meine vorerst letzte Nachtschicht gemacht. Insgesamt war es damit ein netter Abend, aber Weihnachten oder die entsprechende Stimmung waren nicht existent. Höchstens als ich meinem eigenen Vortrag folgend lächelnd durch die Straßen lief und 3 Euro in Kleingeld an 2 Obdachlose verteilt habe, von denen der eine mich jetzt immer freundlich grüßt. Der andere wird mein Gesicht schon wieder vergessen haben, aber das soll jetzt auch nicht weiter schlimm sein.

Nach der letzten Nachtschicht am 25.12. hatte ich unverschämt lange 48 Stunden frei und seitdem hat mich der normale Rhythmus mit 4 Arbeitstagen wieder. Toll.

Silvester hatte ich dann praktischerweise Wochenende und verbrachte die Tag und insbesondere den Jahreswechsel überaus entspannt. So habe ich mir am Silvesterabend eine tolle Jazz/Funk Band angehört, ein paar Iren kennengelernt, mich nicht betrunken, bin entspannt ins Bett und nach einer ordentlichen Mütze Schlaf gut gelaunt aufgewacht. Damit war auch das Silvesterfest nicht das spannendste der Welt, aber ich war trotzdem sehr glücklich damit, weil es genau so verlief, wie ich es wollte. Dummerweise habe ich mir da im Zuge der Wetterumschwünge (hier wechseln die Temperaturen hin und wieder von einem Tag auf den anderen zwischen 2 und 12 Grad hin und her) mal wieder eine Erkältung eingefangen, die für die folgenden Tage noch relevant war.

Denn einige Tage später kamen Joanna und Kerstin aus Berlin um mich zu besuchen, worüber ich mich gelinde gesagt wie blöde gefreut habe. Zusammen haben wir hier ein paar unwahrscheinlich tolle Tage verlebt, die eigentlich in einem abschließenden Besuch Dublins gipfeln sollten, den ich dann aber nicht mit antreten konnte, weil ich am Abend vorher meine Stimme verloren habe, in der Nacht darauf Fieber hatte und ich von den Stimmen der Vernunft (keine davon war meine) gebeten wurde, Dublin ausfallen zu lassen, was rückblickend betrachtet wirklich gut war. Ich klinge auch heute noch wirklich mies, auch wenn es jeden Tag besser wird und nachdem entweder ich oder der Typ im Flugzeug Joanna schon angesteckt haben, wollte ich zumindest Kerstins Glück nicht auch noch auf die Spitze treiben. Vom mich selber schonen mal abgesehen. So habe ich die beiden dann am Samstag zum Flughafen gebracht und mich hier in der leeren Wohnung breit gemacht und in einem Anflug von Melancholie meinen aktuellen Zustand bei Facebook veröffentlicht (Sprich: Dass ich krank bin und nicht mit nach Dublin konnte). Eine Freundin fragte darauf hin, ob ich gerade eine miese Phase habe und obwohl es vielleicht nur so generell gefragt war, musste ich darüber länger nachdenken, bis es mir in Kombination mit einigen anderen Erkenntnissen klar wurde: Nein, mir ging es diesen Winter nicht gut. Wirklich nicht. Und ich rede nicht von der Erkältung.

Mir selber erklärend, dass alles toll ist, habe ich es auch allen anderen Menschen immer so verkauft, wenn ich gefragt wurde und es auch ernsthaft geglaubt. Aber tatsächlich habe ich 3-4Wochen auf der Couch geschlafen, weil mir mein Bett zu groß und leer war (das Bett im Gästezimmer ist zwar kleiner, aber noch fremder), war in 6 Wochen 2 mal krank, habe mir Weihnachten, auf dem Weg ins Büro zum ersten mal seit Monaten massiv gewünscht, wieder nach Berlin zurückzukehren und mich eine gute Weile lang so wirklich richtig einsam gefühlt. Das alles wurde mir im Laufe der letzten Tage klar.

Änderung musste her und wurden auch durchgezogen. Die Couch ist jetzt wieder ein Sitz- und kein Schlafmöbel, ich habe meine Lebenssituation und meine Maxime sehr angestrengt überdacht und bin zu einer das-Glas-ist-eigentlich-voll-nicht-bloß-halbvoll-Philosophie zurückgekehrt und darüber hinaus habe ich mir ein paar Vorsätze für das Jahr gemacht und angefangen, diese zu realisieren:

1) Ich habe beschlossen, dass man 6 Monate braucht, damit das Heimweh aufhört, aber es insgesamt 12 Monate braucht, um sich komplett einzuleben und anzupassen. Erst danach kann man anfangen, die aktuelle Situation vor Ort objektiv zu bewerten, was ich dieses Jahr über tun werde. Ende des Jahres wird dann einmal recht gründlich Kasse gemacht und entschieden, wie es mit mir weiter geht. Mehr als 3 Jahre bleibe ich auf keinen Fall hier. Man wird ja auch nicht jünger. ;-)

2) Ich habe versprochen, dass ich versuche, das nächste Weihnachtsfest sowie den Jahreswechsel in Berlin zu verbringen. WENN (und das ist ein fettes „wenn“) ich das schaffe, gilt folgendes: Ich will in diesem Jahr wenigstens 52 Zeichnungen schaffen und veröffentlichen. Für jede einzelne fehlende Zeichnung, die ich unter dieser Zahl liege, werde ich einen lieben Menschen zu einem Frühstück, Essen oder Abend in einer Bar einladen. Auf meine Kosten. Wenn mich das nicht motiviert, sollte mir das zu denken geben. :-)

3) Es wird Zeit für ein wenig ernsthaften Sport. Und eine kleine Ecke gesünderes Leben. Hier werde ich keine Zahlen oder Versprechen nennen, aber ich habe angefangen, mich mit dem Thema auf sympathisch entspannte Art zu befassen.

Tja, und das war so das Resümee meiner letzten 2 Wochen. Eine Zeichnung ist fertig, wird aber bis auf weiteres nicht veröffentlicht, weswegen sie auch nicht im neuen Projekt-52-Zähler (da habe ich den Projektnamen doch eiskalt recycelt) auch nicht zählt. Eine weitere versuche ich bis Sonntag fertig zu bekommen und hier zu veröffentlichen.

Bis dahin wünsche ich euch eine schöne Restwoche und bleibt gesund und munter.

Robert ist raus.

P.S.: Danke für das Bild, Thorsten!