Donnerstag, 27. Mai 2010

Tag 86 – S.a.C.r.a.C. #008

Eigentlich wollte ich heute ja mal früher, um genau zu sein tagsüber schreiben. Eine Zwangspause im Büro gab mir knapp 2 Stunden Zeit, um mal etwas früher als gewöhnlich über mich, Cork oder die Eigenschaften von Natriumglutamat zu schreiben (nicht dass ich da Ahnung hätte, aber für euch hätte ich mir auch darüber etwas angelesen), aber irgendwie habe ich dann doch noch genug Beschäftigung gefunden, die mich beruflich gesehen einige Ecken weiter brachte und nachdem dann auch noch ein wenig in den sozialen Netzwerken des Internets gesurft wurde, war die Pause dann irgendwann auch wieder rum und der eigentliche Tag fing an.

Da in den letzten Tagen aber so oder so recht wenig passiert ist und das nennenswerteste des heutigen Tages eine offizielle Belobigung an mich war, weil ich so ein ordentlicher arbeitender Kollege bin, der 10 Minuten später ein freundlich strafender Blick folgte, weil ich an einer anderen Stelle beinahe doch nicht ganz so ordentlich gearbeitet hätte (nicht habe), wäre das gute alte Natriumglutamat vielleicht doch schon den einen oder anderen Absatz wert gewesen, wenn es mir darum gehen würde, viel zu schreiben. Da es mir aber nicht darum geht, bastel ich lieber mehrzeilige Schachtelsätze, wie den den ihr eben gelesen habt. Das waren jetzt ca. 15 Sekunden eures Leben, die ihr nie wieder bekommt. Man bin ich ein Arsch. ;-)

Um dann aber doch noch etwas halbwegs sinnvolles zu schreiben verlassen wir die Themenbereiche "Salze von Aminosäuren" und "Schachtelsätze" jetzt und kommen zu etwas, von dem ich etwas mehr Ahnung habe: Gezeichneten Postkarten. Nachdem die letzte ja schon in Farbe war und ich gerne noch etwas zweites ohne schwarze Linien machen wollte, präsentiere ich euch hiermit die achte Karte der Reihe und freue mich im Stillen darüber, dass ich die magische 10 bald, vermutlich sogar noch an diesem Wochenende endlich geschafft habe:



Die Idee zu dieser Karte entwickelte sich so nach und nach über diverse Wochen und in dieser Zeit nahm auch das Motiv immer mal wieder komplett neue Formen an. Im Ursprung ging es darum einen Traummann zu zeichnen, eine Idee die ich per Definition schon nicht ernsthaft hätte umsetzen können, auch wenn Waschbrettbäuche im Zuge diverser Superhelden-Konzepte mittler Weile keine größeren Probleme mehr darstellen. Innere Werte zeichnen ist ja nicht ganz so einfach falls mir hier jemand Oberflächlichkeit unterstellen mag, aber letztlich kam es ja eh nicht dazu. Jedenfalls kam der Übergang vom Mann zum Frosch recht plötzlich. Singlefrauen sehen da vermutlich eh kaum einen Unterschied und der „Froschkönig“, der ja im groben davon handelt, dass Frau sich dazu herablässt einem niederen Wesen eine Chance zu geben, nur um hinterher festzustellen, dass sich in ihm alles verbirgt wonach sie sich sehnt, tat sein übriges. Also wurde aus dem Mann ein Frosch. Ursprünglich sollte der Gute sich dann im Zuge akuten Prinzessinnen-Mangels eigentlich seine eigene Prinzessin schaffen, aber dann wäre ein Motiv mit zu viel Interpretationsspielraum entstanden und ich wollte keine auf falschen Vermutungen beruhenden Fragen beantworten müssen, weswegen das dann als Idee auch wieder verworfen wurde. Die Idee war trotzdem gut und kommt irgendwann noch, aber bis es soweit ist, wird erst einmal noch anderes Zeug gezeichnet.

Jedenfalls kam, nachdem ich Lust hatte ein Motiv zu zeichnen, das man auch auf ein grünes T-Shirt drucken könnte irgendwann der Frosch dabei heraus. Da das T-Shirt bereits grün sein sollte, wäre es langweilig gewesen, den Frosch in der gleichen Farbe zu halten, weswegen er weiß blieb, was irgendwie der interessanteste Kontrast war, der mir dabei in den Sinn kam. Ich hatte auch überlegt ihn als Silhouette springend zu zeichnen, womit es dann entsprechend skaliert eine Karikatur des Puma Logos gewesen wäre, was aber nicht so recht auf eine Postkarte gepasst hätte. Deswegen sitzt er und ist verliebt und verkörpert damit den Prinzen, der irgendwo wartet. Vielleicht auch die Prinzessin, aber das kann ich nicht beurteilen.

Was vielleicht noch angemerkt werden sollte ist, dass ich mir Mühe gegeben habe den Frosch so echt und authentisch wie möglich zu zeichnen, dann aber beim Auge den Stil gewechselt habe. Das zuvor gezeichnete realistische Auge hätte es nicht geschafft, dem Frosch eine gewissen Sympathie zu verleihen. So wie er gerade guckt, hat er etwas traurig erwartungsvoll aufmerksames, das alleine durch die Drehung des Halbkreises transportiert wird und mit einem realistisch gezeichneten Auge nicht zu bewerkstelligen ist. Denn wie Douglas Adams schon feststellte, empfinden Tiere auf eine komplett andere, kaum vorstellbare Weise, als wir Menschen es tun und es ist unsere anmaßende Art, Gesichtsausdrücke mit Gefühlen zu assoziieren, selbst wenn diese vom Tier ganz anders gemeint werden. Deswegen, den Menschen zuliebe habe ich den Stil gewechselt. Mit einem relativ starren Auge, ohne Wimpern und Brauen Gefühle darzustellen ist fast unmöglich. Mit Cartoon-Augen geht es aber immer…

Und das war’s dann jetzt auch wieder. Ich hoffe es geht euch allen gut, auch denen von denen ich lange nichts mehr gehört habe und ihr habt noch eine schöne restliche Woche, bevor es wieder einmal Zeit für das Wochenende wird. Bleibt gesund, schaut immer nach links und rechts, sprecht nicht mit Fremden (stellt euch erst vor) und bis demnächst.

Robert ist raus.

P.S.: Was mir noch eingefallen ist:

1) Im Original sind die Farben des Bildes besser
2) Ich habe noch nicht gelernt, mit Copics sauber Flächen auszumalen. Stellt euch einfach vor es wäre Wiese. ;-)

Montag, 24. Mai 2010

Tag 83 – S.a.C.r.a.C. # 007 – Kissing Tulips

Guten Augenblick. Wieder einmal mache ich mich auf den Weg in bereits erforschtes Gebiet und präsentiere stolz das besiegte, ausgeweidete und konservierte Untier, das viele unter seinem Namen „vergangenes Wochenende“ kennen und fürchten. Man wusste schon lange vorher, dass es wieder zuschlagen würde und trotzdem kam und ging es dann doch wieder viel zu schnell und hinterließ nicht viel mehr als ein Gefühl der Leere, und der Hoffnung, dass es beim nächsten mal erfüllender werden würde. Viele vergessen dabei natürlich immer wieder, dass es der Kampf mit dem Untier ist, der dafür sorgt, dass es einen erfüllt, denn nur wer den Augenblick erlebt, kann ihn auch in sich behalten. Oder kurz, um das Glückskeks-Land damit dann auch wieder zu verlassen: Wer das Wochenende über nur rumeiert, muss sich hinterher nicht wundern, wenn nichts Gescheites dabei rauskommt. In diesem Sinn, könnte ich mir eigentlich selber in den Nacken schlagen, aber da ich nicht gänzlich untätig war, hält sich meine Hand noch zurück und hämmert lieber auf die Tastatur ein.

Trotzdem gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen. Das Wochenende wurde schlafend, essend, zeichnend und faul Filme guckend verbracht und nicht ein einziges Pub konnte an diesen Tagen seinen Umsatz durch meine Anwesenheit steigern. Denn irgendwie war weder mir und Julia danach und so blieb es denn bei Balkonien oder so. Immerhin war das Wetter hier aber so schön (In your face, Germany!), dass man den ganzen Tag über auf dem Dach auf dem weichen Kunstrasen hätte liegen können, aber auch danach war mir nur zeitweise. Wer mich kennt, kennt meine tiefe Zuneigung zu UV Strahlen freien Gebieten, nicht weil ich die Sonne als solche ablehne, sondern weil ich einfach keine Lust auf Sonnencreme ODER Sonnenbrand habe. Andere Menschen und etwaige Vampire mögen das anders sehen, aber das soll nicht meine Sache sein. Jedenfalls saß ich aber trotzdem am späten Nachmittag auch da noch auf dem Dach und habe zum ersten mal seit fast 3 Monaten in meinem Irlandbuch weitergelesen und kuriose Sachen gelernt. Zum Beispiel, dass die Iren die deutsche Touristen bis Anfang der 90er noch mit „Heil Hitler“ gegrüßt haben und das aus 2 Gründen:

1) In einem offiziellen Englisch – Deutschen Wörterbuch (der Verlag ist mir gerade entfallen) wurde „Heil Hitler“ mit „Hurrah“ übersetzt und
2) Gingen die Iren davon aus, das kein Volk, das die Engländer bekämpft wirklich böse sein kann (da tun sich wieder tiefe Abgründe auf)

Erst in den 90er, als Asylantenheime Feuer fingen und Immigranten durch S-Bahn und Glastüren „fielen“ setzte die Erkenntnis ein, dass auch Feinde der Engländer nicht zwingend Freunde sein müssen und so kaufte man sich ein neues Wörterbuch und eine aktuelle Zeitung und brachte sein Weltbild auf einen zeitgemäßen Stand. Heute sind die Deutschen in Irland als angenehme und höfliche Mitarbeiter bekannt, die anständig arbeiten, gute Autos bauen und ihr Bier blöder Weise viel zu langsam trinken, was in Pubs immer wieder zu Frust führt, wenn es darum geht, wer die nächste Runde bezahlt. Ich arbeite gegen den letzten Punkt an, aber ein durstiger Ire schlägt mich trotzdem noch um Längen.

Nennenswerteste Leistung neben dem ganzen Gezeichne war dann noch, dass ich zum ersten mal in meinem Leben die Fenster meiner Wohnung freiwillig geputzt habe, was das farbliche Spektrum meines Ausblicks um gefühlte 9 Milliarden Farben erweitern würde, wenn ich die Aussicht nicht an einer grauen Hauswand enden würde. Trotzdem war es ein gutes Gefühl und wenn man sich jetzt an das Fenster stellt, ist der erste Gedanke nicht mehr „Oh Gott, schon wieder Nebel über der Stadt“. Toll.

Zeichnerisch habe ich Neuland betreten und zum ersten mal etwas wirklich und wahrhaftig farblich umgesetzt. Jahrelang habe ich mich davor gesträubt, weil ich mit jedem Stand, den ich erreicht hatte dachte, dass es hinterher besser aber eben auch schlimmer werden könnte und so kamen viele Zeichnungen nie über den Skizzen Status hinaus. Damit ist jetzt aber Schluss! Robert hat neben seinen beiden Beinen und einigen anderen Körperteilen plötzlich auch Arsch in seiner Hose gefunden und so kam folgendes dabei heraus:



Das ganze geht stark in Richtung Stillleben und zeigt ein Büschel stilisierter Tulpen, was bei den bisher gekauften Copic Farben rot, grün, schwarz und grau ein logischer Schritt war, wenn man Blumen zeichnen möchte. Rosen wären natürlich auch gegangen, aber nach denen war mir irgendwie nicht. Eigentlich war das Bild dann so auch schon fertig und absende bereit, aber einige kritische Stimmen sprachen sich dann dafür aus, das ganze mit einigen Schatten zu versehen, um mehr Struktur und Stimmung in das Bild zu bringen und so habe ich mich in einer experimentellen halben Stunde noch einmal hingesetzt und das Bild überarbeitet:

[Das Bild ist gerade offline und wird bei Bedarf hochgeladen.]

Nun wirkt es strukturierter und düsterer und die Meinungen, welche Version besser ist, gehen auch jetzt schon auseinander. Die einen begrüßen den hellen freundlichen Charme der leichter schattierten Tulpen, bei denen ich zum Schattieren halt nur immer wieder und wieder mit dem Filzstift einige Bereiche nachgezeichnet habe, während andere das dunklere und stilisiertere Motiv bevorzugen, weil es insgesamt etwas edler wirkt. Vermutlich weil es durch die Form der Schatten und die klaren harten Schatten plötzlich doch ein wenig mehr an Rosen erinnert, als an Tulpen. Trotzdem erkennen Menschen mit wenigstens hellgrünem Daumen immer noch die richtige Pflanze und so ist es am Ende so oder so gelungen. Ich selber bevorzuge die erste Version ein kleines bißchen mehr, sehe aber auch, was andere Menschen an der zweiten Version mögen. Letztlich ändert es nichts. Die Tinte ist auf dem Papier und die zweite Version ist die endgültige Version. Da die erste aber auch irgendwie schön ist, habe ich dieses mal beide Versionen hier dargestellt. Passt schon.

Und im Prinzip war es das damit aber auch schon. Das Leben hier ist im Prinzip genau so wie es in den letzten Monaten schon war, nur ärmer an Neuigkeiten und reicher an Sonnenschein, was wohl verglichen mit dem letzten Jahr eine deutliche Steigerung ist, aber ansonsten halt wie immer. Wenn es etwas neues gibt, wird es hier im Laufe der Tage auch wieder veröffentlicht, aber für Heute reicht es erst einmal und ich wünsche euch nun noch eine Sammlung weiterer angenehmer Augenblicke und weiterhin viel Spaß, was auch immer ihr treibt, wenn ihr euch nicht gerade von mir ablenken lasst.

Robert ist raus.

P.S.:
Gilly: Grundsätzlich wiederspreche ich Dir da nicht, schon weil Du Dich früher mit der Musik beschäftigt hast und es mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit besser weisst. Tatsächlich hatte die erste von mir gehörte Rap Musik (von 2 Live Crew) nicht allzuviel mit East oder West Coast Rap sondern eher mit anderen zentral gelegenen Bereichen menschlicher Körper gemein. Aber die ganze Küstengeschichte der 90er Jahre verschwimmt für mich zu einem mäßig interessanten Brei, da mir die Küste damals wie heute egal war. Ich hab's nur schnell aus dem Gedächtnis niedergeschrieben, ohne Anspruch auf 100%ige historische Richtigkeit. Aber dein Einwand war gut.

Scholli: Öffne eine aktuelle Word Version und schreib in Schriftgröße 110 ein großes "C" in der Schriftart "Edwardian Script ITC" - Voilá! :-)

Mittwoch, 19. Mai 2010

Tag 78 – Es wird (mal wieder) fantastisch!

Ich erinnere mich aus mir unbekannten Gründen noch heute an das Gespräch. Es war 1992 und ich saß mit meiner Mutter im Auto auf dem Weg von oder ins Internat, als sie irgendwann eine Kassette mit einem vorne aufgedruckten „4 Gewinnt Spiel“ aus dem Handschuhfach holte und meinte, dass ich mir das mal anhören sollte. Ich glaube es wurde ihr damals von einer Arbeitskollegin in die Hand gedrückt und sie präsentierte es mir damals als neue und angesagte Musik. Ich war damals musikalisch noch komplett ungeformt und außer den aktuellen BRAVO Hits fand ich eigentlich nichts so richtig gut. Ja, ich stehe heute dazu. Jedenfalls war was ich dann hörte für mich in der Tat neu. Ich kannte amerikanischen Gangster Rap beider Küsten und die Idee war mir weder fremd noch unsympathisch, aber das ganze dann plötzlich auf Deutsch zu hören war dann doch eine Spur zu seltsam. Irgendwer rappte da über „Die da“ und darüber dass er einen dicken Pulli an hat und über Sex und übers „Na gut“ sagen und Sonnenschein und darüber, dass man sie lecken sollte, weil sie Arschlöcher wären. Irgendwie alles nicht meins. Zumindest fürs erste nicht und so wurde es mäßig interessiert gehört und mit einem Nicken belohnt und in die Ecken des Hirns verbannt, in denen sich sonst nur die Tracks der BRAVO Hits herum drängten, die man schon damals selbst ohne Geschmack übersprungen hat.

Kurz zusammen gefasst hat sich seitdem einiges getan. 18 Jahre, diverse Konkurrenten und seit neustem 6 Studioalben später sind die Fantastischen Vier nicht nur massentauglich sondern auch ein Stück deutsche Musikgeschichte geworden, die man im Alter zwischen 18 und 58 offen mögen kann, ohne allzu schief angesehen zu werden – von einigen eingeschworenen Old-Schoolern vielleicht einmal abgesehen. Aber trotzdem treffen sich auf den Konzerten mittler Weile alle Bevölkerungsschichten zwischen Punker und Papa und irgendwie findet jeder den einen oder anderen Song, der ihn anspricht. Kiffer wie Krieger wie Lebens-Bejaer wie System-Hinterfrager. Und jetzt ist es wieder soweit! Die einzige Band von der ich mir in 18 Jahren jedes Album irgendwann einmal geleistet habe ist wieder da und auch wenn es ein echter Krampf ist, deutsche Musik in Irland zu erhalten (Amazon liefert nicht nach Irland) renne ich nun doch seit 2 Tagen breit grinsend und Kopf nickend durch die Stadt und das Büro. Ein Review des Albums erspare ich euch dann jetzt doch. Wer die Band mag, wird das Album toll finden und wer nichts mit ihnen zu tun hat, kann entspannt weiterleben. Trotz äußerst guter Machart, wird die Welt der Musik keine größere Revolution erfahren. Alles wie immer und das ist auch sehr gut so.

Zu anderem Gedönz.

Die Webseite war weg. Mancher wird’s gemerkt haben und wer mich eigentlich schon die ganze Zeit fragen wollte, woran das lag: Ich habe nicht den geringsten Schimmer, bin aber froh, dass sie wieder da ist. Eigentlich wollte ich gestern schon wieder was schreiben, aber da das halt nicht ging, geht’s halt heute weiter. Alles nicht dramatisch, wäre aber schade um die getippten Erinnerungen gewesen, denn vieles was ich hier getippt habe, habe ich quasi beim tippen aus dem Gedächtnis geräumt. Die Bilder sind natürlich noch separat gesichert, aber um die geht es auf der Seite ja auch nur sekundär.

Wenn wir schon beim Thema sind: In den letzten Tagen war ich dann doch mal wieder etwas produktiver und habe das folgende Ding gezeichnet:

[Das Bild ist gerade auch nicht mehr online und wird bei Bedarf nachgereicht.]

Was ihr hier seht ist keine Postkarte, auch wenn das Format stimmt, sondern eine Tätowierung. Natürlich nicht alles Sichtbare sondern eigentlich nur der zentrale Teil des Motivs. Schon lange vor der ersten Postkarte habe ich im Büro versprochen, eine bestehende Tätowierung so zu erweitern, dass man das ursprüngliche bereits existierende Motiv nicht mehr als solches erkennt. In einer respektablen Zahl von Arbeitsstunden wurde aus dem ursprünglichen „C“ ein mit Kirschblüten verzierter (keltischer?) Knoten hinter dem eine Katze sitzt, die ich irgendwie ziemlich niedlich finde. Trotz der nicht ganz normalen Augen.

Das ganze kam unheimlich gut an und wurde dann auf einzelnen Wunsch hin noch mit dem Rahmen verziert und signiert und wandert jetzt wohl hinter Glas. So wurde es mir zumindest erzählt, obwohl ich ja für den Kühlschrank war. Dass der Rahmen in diesem Fall einige Mängel hat, ist eigentlich egal. Er ist nur Beiwerk, Bildfüller und in jedem Fall Randprodukt. Auch dass er das zentrale Motiv kaum unterstützt, weil er es nicht in den Vordergrund hebt kann in diesem Fall ignoriert werden, denn wenn es tatsächlich gestochen wird, hat es am Ende seine eigene ganz besondere Leinwand…

Insgesamt mag ich das Bild. Es ist zwar in großen Bereichen liebloser gezeichnet als alle vorher gezeichneten Bilder, aber trotzdem ist der wichtige Teil gut geworden und darauf kommt‘s an. Ende. Dumm ist nur, dass ich jetzt die nächste Anfrage habe. Ach das Leben ist sooo hart ;-)

Ansonsten gibt es nicht viel Neues. Mein Arm ist weder komplett schmerzfrei und die Entzündung ist auch komplett abgeklungen aber dafür ist der Schleimbeutel im Ellenbogen jetzt leicht geschwollen geblieben und ich hoffe mal, dass das von selber wieder abklingt. Um das ganze mal etwas zu entekeln habe ich mich im Internet mal umgesehen und herausgefunden, dass die Schleimbeutel im Ellenbogen so etwas wie winzige Gelkissen sind, die zwischen Haut und Ellenbogenknochen liegen und einfach nur dazu da sind, die Knochen in der Zone zu schützen und aufstützen auf die Ellenbogen etwas weniger (oder eigentlich gar nicht) schmerzhaft zu machen. Man entzündet sie sich durch Stöße, bakterielle Infektionen, extreme Belastung oder (wie in meinem Fall) wenn man die Ellenbogengelenke zu oft und lange auf harten Oberflächen wie zum Beispiel Tischen aufstützt. Irgendwann im Laufe der Recherche wurde ich dann noch unvorbereitet mit einigen Photografien der ganzen Zone beglückt und habe an dieser Stelle festgestellt, dass ich wohl nie zum Chirurgen taugen werde. Egal.

Und das war’s dann jetzt auch „schon“, 2 Din A4 Seiten Text später. Kurz gesagt geht es mir gut, das Wetter hier ist in Ordnung und scheinbar besser als in Berlin, der Job macht weiterhin Spaß und ich setze mich jetzt an die nächste, fast fertige, Karte. Bleibt gesund und glücklich und bis demnächst und ich verabschiede mich mit der Textstelle, die ich gerade höre und die ein Zitat von Berthold Brecht ist

„Es gibt nun mal nichts Gutes, außer man tut es.“

Robert ist raus.

Samstag, 15. Mai 2010

Tag 75 – Liebesgrüße aus Cork

Puh, das letzte Lebenszeichen hier ist länger her als ich wollte. Und ich hab auch keine gute Ausrede oder sonst irgendwas. Ich vermute hin und wieder, dass die Entzündung in meinem Ellenbogen mir so ein wenig die Motivation genommen hat, denn die Woche über habe ich Nachts eigentlich nur Serien gesehen, einige Emails geschrieben und ein wenig im Internet gesurft und das war‘s dann eigentlich auch schon wieder. Nichts gezeichnet (naja, fast nichts) und hier war ich auch nicht sonderlich aktiv. Wie gesagt: Sorry dafür. Es kommen immer noch regelmäßig Leute hier vorbei und auch wenn ich an der Überlegung festhalte, dass es sich nicht lohnt sich hier jeden Tag zu melden, wenn eigentlich gar nichts passiert ist, werde ich mich in Zukunft doch wieder etwas öfter hier melden. Alleine schon, weil hier immer noch ein Stapel Postkarten abgearbeitet werden muss.

Die Woche war ansonsten recht unspannend. Ich habe meinen Ellenbogen parallel mit schulmedizinischen und homöopathischen Mitteln behandelt und festgestellt, dass beide am Ende nicht viel gebracht haben. Eine der beiden Methoden hat temporär den Schmerz genommen und die andere war zumindest nicht sonderlich aufwendig aber geholfen hat am Ende Tor Nummer 3: Den Arm ruhig halten, nicht sonderlich belasten und einfach abwarten.

In der Firma gab es das erste monatliche Review meiner Leistungen, das insgesamt gut ausgefallen ist. In einigen Bereichen ausgezeichnet in anderen verbesserungswürdig, aber insgesamt gut und solange der „Welpen-Schutz“ noch greift, ist alles in Ordnung. Später werde ich da wohl einige Zahlen anders haben müssen, aber das ist Zukunftsmusik und wird sich mit den Monaten von selber regeln.

Was war noch? Die Woche wurde es kulinarisch gesehen mal etwas abwechslungsreicher. Julia hat eine Kuchenform gekauft und diese gleich mit einem Schoko-Schoko-SCHOKO(!!!) Kuchen eingeweiht. Robert war glücklich. Heute haben wir dieselbe Form verwendet, um zum ersten mal auf gut Glück ein britisches Gericht zuzubereiten, welches den Namen „Shepherd’s Pie“ trägt und im Prinzip tatsächlich ein Kuchen oder vielmehr ein Auflauf mit den 3 Schichten angebratenes Hackfleisch (Lamm) mit Gemüse, Kartoffelpüree, Käse ist. Das ganze hat überraschend gut geschmeckt und war dabei sogar verhältnismäßig einfach zuzubereiten. Wer Kartoffelbrei und Frikadellen mag, kommt auch mit diesem Gericht reicht problemfrei klar. Berührungsängste sind also unbegründet.

Ansonsten ist uns gerade aufgefallen, dass Julia jetzt seit 4 Wochen wohnt und ihre Zeit hier sich so langsam aber sicher dem Ende zuneigt, was obwohl ich ja grundsätzlich alleine wohnen wollte irgendwie schade ist. Durch den Umstand, dass man sich effektiv nur 2 Tage in der Woche gesehen hat, gab es eigentlich keine Gelegenheit sich auf die Nerven zu gehen und da die Topfpflanzen immer noch nicht mit mir reden, wird es in 2 Wochen wohl recht still werden. Kurz darauf hat sich zwar schon der erste Besuch angemeldet, was die Sache pragmatisch gesehen deutlich vereinfacht, aber ich wollte es trotzdem mal erwähnt haben.

Eure Postkarten sind nach wie vor nicht vergessen. Im Urlaub und jetzt in der Woche habe ich nicht viel geschafft, aber nun geht es mir generell wieder besser und das bedeutet, dass auch das Arbeiten an dieser Front wieder in die Gänge kommen wird. Gerade kommen keine neuen Karten mehr, was aber auch in Ordnung ist, da der Stapel noch beachtliche Dimensionen hat und mich über Wochen beschäftigt halten wird – selbst wenn ich täglich eine Karte schaffen würde.

Und damit höre ich dann jetzt auch wieder auf. Heute geht es wieder in die Pubs dieser Stadt und mittler Weile haben wir hier einen recht guten Überblick über das breite Spektrum der Stadt, so dass ich anderen Besuchern jetzt je nach Lust und Laune etwas halbwegs passendes als Ausgehziel anbieten kann. Es sind noch lange nicht alle Örtlichkeiten der Stadt besucht, obwohl wir an den Abenden jedes mal 3-4 Pubs ausprobieren und sie sich eigentlich nicht wirklich oft wiederholen, bis auf das „Classic“, das eigentlich immer tierisch voll und für Menschen meines Alters viel zu laut ist, aber trotzdem jedes mal wieder Spaß macht.

Wer mich besuchen mag, wird es ja eines Tages selber erfahren und bis dahin wünsche ich euch noch ein schönes Wochenende, viel Spaß, was auch immer ihr macht und bis demnächst,

Robert ist raus.

Dienstag, 11. Mai 2010

Tag 70 - Dass der Bengel aber auch immer zu spät kommt & S.a.C.r.a.C. #006

Da bin ich wieder. Entschuldigt bitte, dass es alles länger gedauert hat. Eine Schleimbeutelentzündung im rechten Ellenbogen hat kurzfristig mal alle Tipp- und Zeichenarbeiten auf Eis gelegt und dazu kam dann noch, dass das Guthaben des Surfsticks ausgelaufen ist und ich damit eine Weile lang kein Internet mehr hatte. Deswegen die Verspätung.

Mittler Weile geht es dem Arm aber von Tag zu Tag wieder besser, die Schmerzen sind zum größten Teil weg und auch optisch gleicht sich der Problemfall wieder seinem linken Gegenstück an. Wer sehen möchte wie so etwas aussieht, kann sich gerne in der Wikipedia umsehen, die anschauliche in meinem Fall aber auch etwas zu dramatische Bilder enthält.

Abgesehen davon war aber auch gar nicht so viel zu erzählen. Julia hatte die letzten Tage über Besuch hier (der auch Julia heißt), ich hab das erste Pub mit guter live Musik besichtigt, zwischenzeitlich angefangen mal wieder „Eureka“ zu gucken, mir jüngst das neue Gentleman Album angehört, das mir ziemlich gut gefällt und natürlich, jetzt wo der Urlaub vorbei ist, gearbeitet. Eigentlich würde ich an dieser Stelle jetzt gerne noch etwas über die Zeit in Berlin reflektieren und einige Resümees ziehen, aber da es gerade schon wieder recht spät ist und ich auch noch schnell etwas zur letzten Karte schreiben wollte, verschiebe ich das hier mal für ein paar Tage und komme statt dessen zur Karte:















Diese Karte ist in der Tat etwas … sagen wir einfach mal frecher. Aber das sollte sie auch sein, denn sie richtet sich an 2 Menschen bei denen das Motiv irgendwie aus mehreren Gründen ganz gut passt. Passend zur spärlichen, aber im Motiv immer noch jugendfreien Kleidung der Figur gibt es eigentlich auch eine humorvolle (und in keinem Fall versaute) Anekdote, aber die erspare ich euch hier. Man muss ja auch in einem Blog nicht alles breit treten. Sagen wir einfach: Auch wenn das Motiv nicht ganz sauber ist, wurde es trotzdem mit anständigen Gedanken gezeichnet - und wenden uns damit dem technischen Teil zu.

Insgesamt war die Karte bisher am zeitintensivsten. Nicht weil sie so viel Feinarbeit beinhaltet, sondern weil ich kein Modell für Figur und Kuchen hatte. In der frühsten Phase der Karte habe ich in einer kurzen Photosession (angezogen) kurz selber für mich Modell gestanden und das Photo dann als schnelle Körperstudie auf Schmierpapier festgehalten, bevor der leere Akku der Kamera den Geist aufgab. Klingt vielleicht blöd, war aber recht anspruchsvoll, weil man in so einer Pose eigentlich nicht gerade leicht still stehen kann. Mitten in der Bewegung, wie es die Figur gerade ist, geht es aber trotzdem okay.

Ein Modell für einen verprügelten Kuchen zu finden, ohne selber einen zu opfern war dann komplett unmöglich, weswegen ich halt nach bestem Wissen und Gewissen versucht habe, einen im Kopf zu kreieren. Vermutlich habe ich elementare Gesetze der Kuchen-Physik außer acht gelassen, aber man kann ja auch nicht an alles denken.

Was mir an dem Bild recht gut gefällt, sind der Gesichtsausdruck der Figur, weil man den Spaß den sie hat erkennen kann und der in den meisten Fällen ziemlich saubere Übergang / Wechsel zwischen schmalen und breiteren Linien. Viele der Schraffuren entstanden in diversen Schritten, weil mir das Bild ohne die Schraffuren deutlich zu leer wirkte und ich es dann Schritt für Schritt immer weiter gefüllt habe, bis es letztlich einen Stand erreichte an dem ich mit dem Motiv zufrieden war. Jetzt im fertigen Motiv liegt der optische Schwerpunkt mehr auf dem Kuchen und dem Schriftzug („SPLAT“) als auf der spärlich bekleideten Figur, wodurch die Karte dann auch wieder ein wenig anständiger wird, ohne die Figur komplett in den Hintergrund zu verbannen.

Soviel halt dazu.

Und jetzt geh ich ins Bett. Der Tag war lang, morgen wird’s nicht anders und irgendwie bin ich gerade an wenigstens 6 Stunden Schlaf gewöhnt. Habt einen schönen Tag und wir lesen uns die Tage wieder,

Robert ist raus.

Samstag, 8. Mai 2010

Tag 67 – Von einem der kam, sah und wieder ging

Der Urlaub ist vorbei und das ist auch gut so, denn mit dem angebrochenen Wochenende kann jetzt endlich die Erholung beginnen. Knapp 40 Leute hatten Zeit für mich und ich hab mich riesig gefreut jeden einzelnen von ihnen/euch zu treffen. Trotzdem waren das leider nicht alle und ich entschuldige mich bei denen, die ich nicht sehen konnte. Sie waren und sind weder weniger wichtig, noch entbehrlich. Es hat sich nur einfach nicht ergeben und bei einigen habe ich auch die aktuelle Handynummer nicht mehr und konnte mich nicht melden. Ich gelobe Besserung und verspreche mich bei den entsprechenden Leuten im August, wenn ich wieder in der Stadt bin, zu melden um die Treffen dann nachzuholen.

Bis dahin ist es noch eine Weile, etwas mehr als 13 Wochen um genau zu sein, aber die sind ja auch schaffbar. Interessanter Weise war die Rückreise dieses mal auch mit deutlich weniger Heimweh verbunden, als die erste Abfahrt. Die gegenseitige Herzlichkeit der letzten Tage (und eigentlich auch Wochen) hat bewiesen, dass Zeit und Raum keinen größeren Einfluss auf die freundschaftlichen Bande zwischen mir und euch haben und das beruhigt doch ungemein und gibt Kraft für das Leben hier. Mir wurde diverse mal empfohlen, den Blick mehr nach vorne zu richten und mich nicht an der Vergangenheit festzuhalten. Aber ich mag meine Wurzeln. Sie haben mich zu mir gemacht und selbst wenn ich jetzt vielleicht etwas mehr nach vorne schaue, werde ich die alte Heimat nicht vergessen. Wenn doch, kommt vorbei und gebt mir einen Tritt. Einen kräftigen.

Zur Heimreise gibt es einige Fragen zu beantworten:

Ja, nachdem Islands Vulkane wieder etwas Asche in Wolkenform über Europa verteilten, saß auch ich erst einmal 2 zusätzliche Tage in Berlin fest, was aber alles andere als schlimm war. Es gab noch genug Leute zu treffen und Sachen zu erledigen, Sebastian als mein Gastgeber hätte mich auch noch länger beherbergt (Danke) und meine Firma hat die Sache insgesamt bisher recht cool gehandelt, zumal ich ja jetzt eh nur einen Tag verpasst habe. Einziger wirklich negativer Aspekt war die Tatsache, dass Ryanair meinen Flug von Dublin nach Cork Kommentar- und Ersatzlos gestrichen hat und mir dann einen alternativen Flug für über 200 Euro anbot, was in etwa dem 20fachen des zuvor bei ihnen gebuchten entsprach.

Also ab in den nächsten Bus und dann in entspannten 4,5 Stunden durch Irland gezuckelt. Ohne durch Turbulenzen verursachte weiche Knie, mit deutlich schönerer Aussicht und für insgesamt 19 Euro. Es gibt schnelleres, aber auch schlimmeres. Immerhin habe ich zum ersten mal Schafe in Irland gesehen. Sie waren zwar verglichen mit den örtlichen Rinderherden immer noch 1 zu 20 in der Unterzahl und haben sich (vermutlich deswegen) nur zur Abenddämmerung auf die Wiesen getraut, aber immerhin. Im Übrigen ist mir aufgefallen, dass ich als Stadtkind noch nie eine Rinderherde über eine Weide habe traben/rennen/galoppieren (wie nennt man das bei Kühen) sehen. Das einzig schnelle, dass ich überhaupt bisher bei Kühen gesehen habe, war der Paarungsakt, der einmal im Fernsehen gezeigt wurde und der weniger Zeit in Anspruch nahm, als der Akt des Bullen, erst einmal auf die Kuh zu steigen. Nun kann das wie bei allen männlichen Wesen auch am Bullen gelegen haben, aber da Tiere ja pragmatischer sind, was die Fortpflanzung angeht, lasse ich das gesehene einfach mal so im Raum stehen. Das Stadtkind weiß es nicht besser.

Und nach diesem Exkurs streiche ich für heute die Segel. Ich bin irgendwie gerade nicht so richtig fit und lege mich lieber mal eine Ecke früher hin, verspreche aber mich morgen wieder zu melden.


In diesem Sinn, wünsche ich euch ein schönes Wochenende, den lieben Menschen im Kino Nerven wie Stahlseile beim örtlichen Popstars Casting (ich möchte ehrlich nicht tauschen) und ansonsten wünsche ich einfach nur gutes Wetter und noch bessere Laune,

Robert ist (wieder) raus.