Mittwoch, 17. März 2010

Tag 17 - Danke gut.

Vor 2 Wochen (unglaublich wie die Zeit plötzlich vergeht) hatte ich über die Hintergründe des St. Patrick Days gesprochen und erklärt, dass der Tag einer der wichtigsten Feiertage der Iren wäre. Heute, nach diversen Gesprächen mit irischen Einwohnern, bin ich leider gezwungen festzustellen, dass ich mich geirrt habe.

Es ist zwar so, dass man sich hier schon seit Tagen auf das Fest freut und dass Grün die vorherrschende Farbe in den Fenstern und auch bei der gewählten Kleidung ist, was den ganzen Feiertag eher wie eine obskure, falsch eingefärbte Version von Weihnachten wirken lässt, aber trotz allem ist St. Patricks Day in Irland kein Feiertag sondern vielmehr eine nationale Raum-Zeit-Verschiebung. Der normale Ire, der heute frei hat erlebt den Tag in etwa so: Morgens wird aufgestanden, gefrühstückt, sich grün eingekleidet und geschminkt/maskiert/mit grünem (natürlich) Lametta beworfen und dann geht's raus auf die Strasse zur großen Feier mit Parade und, was bei Raum-Zeit-Verschiebungen am wichtigsten ist, Alkohol. zum Zeitpunkt der ersten Feierlichkeiten auf den Strassen ist es ungefähr Mittag und das ist auch der Punkt ab dem die Erinnerung der meisten Iren bis zum nächsten Morgen aussetzt.

Das muss man sich mal vorstellen. Fast ein ganzes Land verliert alljährlich 12 Stunden seines Lebens und es würde mich nicht wundern, wenn die meisten irischen Kinder kurz vor Weihnachten zur Welt kommen würden. Vermutlich teilen sich einige von ihnen sogar den Ort der Zeugung, aber das werden sie, wenn es wahr ist, hoffentlich nie erfahren ...

Ich für meinen Teil werde morgen hier im Büro sitzen und von all dem herzlich wenig mitbekommen. Ich könnte zwar nach Feierabend noch in die Stadt rennen und durch die trümmer der Stadt schlendern, aber eigentlich bezweifel ich, dass ich dann noch die Zeit haben werde, den Pegel der Massen zu erreichen. Die Pubs hier haben nach wie vor festen Ausschankschluss und in der Woche ist das meistens irgendwann gegen 00:30 Uhr. Deswegen werd ich den Tag dieses Jahr wohl noch auslassen. Es ist ja nicht so als könnte ich nächstes Jahr nicht auch noch hin.

Um jetzt plötzlich mal ganz brutal das Thema zu wechseln, beantworte ich hier einfach mal eine Frage, die mir in letzter Zeit der öfteren gestellt wurde: "Wie geht es dir?"

Während ich die Frage normaler Weise mit einem kurzen "Gut" beantworte, habe ich mir gestern Abend mal die Mühe gemacht und ein kurzes Resume über mich und mein aktuelles Leben gezogen. Die Antwort war besser als ich selber gedacht hätte.

Verschiedene Autoren haben immer wieder geschrieben, dass Irland einer der Orte ist, die der Seele gut tun und nach fast 3 Wochen muss ich feststellen: Sie haben recht. Zum ersten mal seit Jahren habe ich keine offenen Stellen mehr an den Händen, die schlechte Laune, die ja jeder mal hin und wieder hat, hat scheinbar nicht in den Koffer gepasst und ist in Deutschland geblieben, Der Job macht Spass, die Wohnung nimmt so langsam einen Geruch an, mit dem ich gut leben kann und auch sonst fühle ich mich rundum entspannt. Lediglich das Gefühl des ungläubigen Staunens ("Ich bleibe also wirklich HIER?") und das Vermissen der Berliner Luft und all jener, die in sie so ausdauernd reinoxidieren ist geblieben und wird wohl auch erstmal noch ein Weilchen vorhalten. Aber das ist okay. Die Wurzeln bleiben halt an Ort und Stelle, egal wohin der Baum zu wachsen gedenkt und wenigstens ist dieser Punkt immer klar definiert.

Und so grüße ich euch, ihr daheim gebliebenen ganz herzlich und freue mich für euch, weil nun auch bei euch angeblich so langsam der Frühling auf der Matte steht. Genießt es, zählt die kommenden Knospen an den Bäumen und lebt den Tag,

Robert ist raus.

2 Kommentare:

  1. Hallo Robin,

    der Ort scheint deiner Seele wirklich gut zu tun. Hört sich alles sehr gut an.
    Man sagt zwar immer, egal wohi man geht, immer nimmt man sich selber mit, vor sich selbst kann man nicht weglaufen.
    Doch bei dir scheint es mir, du hast dich dort gefunden.
    Liebe Grüsse

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  2. Du schaffst in einer halben Stunde nicht den Pegel zu erreichen?
    Nichts essen und n paar kurze und dann geht dat schon ;-)

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