Montag, 5. Dezember 2011

05 - Zeichne Deinen besten Freund

Okay, Bevor jetzt jemand denkt, dass ich das Thema verfehlt hätte oder mich gedanklich in die verrückter-einsamer-Kauz-Ecke verbannt, sollte ich in diesem Beitrag wohl eher die Wahl des Motivs, als die Zeichentechnik erklären (bei der es eh nichts neues zu berichten gibt):

Die Aufgabe "Zeichne Deinen besten Freund" stellt mich inhaltlich vor die unlösbare Aufgabe, einen besten Freund zu bestimmen, denn wenn ich ehrlich sein soll, ist das einfach nicht möglich. Seit 32 Jahren lerne ich immer wieder Menschen kennen und viele davon betrachte ich heute als Freunde. Einige haben sich im Laufe der Jahre auf mannigfaltige Art und Weise hervorgetan, sei es durch die Dauer der Freundschaft oder die Hilfe, die sie mir in schweren Zeiten haben zuteil werden lassen oder durch gemeinsam Erlebtes oder einen besonderen Draht, den man zueinander aufgebaut hat. In den besten Fällen ist es sogar eine Kombination aus mehreren vorher genannten Punkten und eben jene Menschen (ja, Plural) betrachte ich als die wichtigsten Menschen in meinem Leben und es wäre den anderen gegenüber unfair, wenn ich einen davon gesondert auswählen und hier verewigen würde (zumal ich im Portraits zeichnen scheisse bin. Mich selber konnte ich ja auch nur zeichnen, weil ich mich täglich sehe und es schon ein paar mal probiert habe).

In meinen Augen ist Freundschaft kein Wettbewerb bei dem man der oder die Beste sein kann und ich finde nicht, dass sich einer von von Euch geehrt fühlen muss, weil er mit mir befreundet ist, sondern vielmehr fühle ich mich privilegiert, dass Ihr Eure Leben mit mir teilt und meines dadurch tausendfach bereichert. Danke an jeden von Euch dafür!

Da ich nun aber etwas zeichnen musste und wie gesagt keine Person ins Rampenlicht stellen wollte, habe ich mich dazu entschieden, hier den einen Typen zu verewigen, der seit 31 Jahren mit mir durch dick und dünn geht und in schweren Zeiten immer für eine freundliche Umarmung bereit steht, wenn von Euch keiner in der Gegend ist, um diese Aufgabe zu übernehmen. Er ist, wie mir beim Zeichnen klar geworden ist, so etwas wie ein Totem meiner kindlichen Seite, die hinter allem teils bösartigen Humor und Zynismus immer noch existiert und die auch heute noch an Wunder und Magie glaubt. Ohne diese Seite in mir, wäre ich nicht wer ich bin und würde wohl auch nicht zeichnen und Geschichten erfinden und albern sein und all das tun, was man so im Allgemeinen mit mir in Verbindung bringt. Und damit ist er nicht nur ein wichtiger, sondern essentieller Teil meines Lebens und hat sich das Portrait hier sauer verdient.



Wenn man jetzt davon ausgeht, dass ich hier theoretisch von einem großen Klumpen Baumwolle rede, auf den ich Aspekte meiner Persönlichkeit projiziere, kann man natürlich auch sagen, dass das Kind in mir der verewigte beste Freund ist und ganz-oder-gar-nicht-Denker würden wohl noch einen Schritt weiter gehen und sagen, dass ich mich hier selber als besten Freund festgehalten habe. Und ich kann in diesem Fall wohl leider nicht widersprechen, auch wenn ich es so nicht empfinde. Das Thema ist vermutlich insgesamt ein paar Ecken tiefgreifender, als ich selber es hier in Worte fassen kann, da mir hierfür 6 Semester Psychologie und ein gutes Duzend Selbsterkenntnisse fehlen.

So oder so mag ich das Bild und alle, die sich hier theoretisch ein Portrait verdient haben, spuken mir fast jeden Tag mal in einer stillen Minute im Kopf herum und werden nicht vergessen. Das ist nicht so toll wie eine Zeichnung, aber vielleicht ein schwacher Trost. ;-)

Und jetzt muss ich ins Bett. In fünfeinhalb Stunden klingelt der Wecker.

Habt einen tollen Start in die Woche und bis morgen,

Robert

3 Kommentare:

  1. Jo sowas hatte ich erwaret ;) Berechenbar ... aber auch völlig ok. Auf jedenfall besser als sich rauszureden und nichts zu zeichnen und bisher hälst ja gut durch. Mich würde interesieren wie lange Du für so ein Bild brauchst, scheint ja als ob Du heute etwas spät dran bist. Kann man daraus schließen das Du einen Scanner angeschafft hast? Hab ich da was verpasst, oder hast du nichts der gleichen erzählt?

    AntwortenLöschen
  2. Na das war jetzt aber mal ein großer Haufen konstruktiver Kritik so früh am Morgen. Danke dafür. :)
    Je nach Ablenkung und Motivation brauche ich im Schnitt 2 bis 3 Stunden für eine Zeichnung, wobei ich durchgehend, aber nicht hektisch arbeite. Diese Zeichnung hier ist nicht spät sondern sehr früh dran, da sie für den heutigen Tag ist und um 07:49 Uhr Deutscher Zeit im Netz war. Die gestern war aber dafür recht spät. ;)
    Den Scanner habe ich schon seit über einem Jahr und damals ich im Blog erwähnt. Irgendwo im alten Blog wird der Eintrag dazu zu finden sein, wenn Du es wirklich sicher wissen willst, aber ich hab keinen Schimmer wann oder wo.

    AntwortenLöschen