Samstag, 3. April 2010

Tag 34 - KICK ASS!!! (und warum Gewohnheitsmenschen niemals ihr Heimatland verlassen sollten)

Würde man verbrauchte Duschgel-Flaschen als Maßeinheit für verbra(u)chtes Leben verwenden, wäre meine erste in Cork, wie mir heute bewusst geworden ist, jetzt so langsam aber sicher zu Ende. Das ist wie man sich denken kann nicht sonderlich tragisch, denn bisher ist soweit ich weiß noch niemand durch den Mangel an Duschgel zu Schaden gekommen. Außer vielleicht Kollegen und enge Freunde, wenn der Betroffene sich mangels Duschgel weitern Waschritualen entzieht. Aber auch das ist nichts, was man nicht mit etwas kollektivem Mobbing oder einem Gartenschlauch regeln könnte.

Warum mir das Ende meines Duschgels nun aber länger als 1,25 Sekunden lang im Kopf herum gegangen ist, ist die Tatsache dass ich nun wieder einmal „die Suche“ beginnen muss.

Die Suche ist ein mühseliger Vorgang, der jedem Menschen ins Haus steht, wenn er (oder sie) Konsumgüter einer bestimmten Marke bevorzugt, die es in der neuen Heimat warum auch immer nicht zu kaufen gibt. Bei manchen Dingen ist das recht einfach. Mineralwasser kann in den meisten Fällen recht problemlos ersetzt werden, Putzmittel sind auch keine allzu große Hürde und Toast ist Toast ist Toast. Dumm wird’s aber bei Sachen, die man zum Beispiel wegen ihres Geruchs, Geschmacks, ihrer Konsistenz oder ihrer Qualität zuliebe schätzt. So stand ich an meinem ersten Tag in Cork recht verloren da, nachdem ich ausgerechnet meine Zahnbürste in Berlin vergessen und das Verlangen nach etwas Minzfrische so langsam aber sicher immer zwanghafter wurde. Als deutscher Konsument bin mittler Weile fest daran gewöhnt, dass meine Zahnbürsten wie Rennwagen („Cross X Borsten mit Plaque Invader X-treme Funktion bringen mit jeder Rotation einen maximalen Boost an Zahnbelags - Beseitigung…“) oder Dildos („Dank Vibration und Massagenoppen und abgerundeter Borsten stimulieren Sie ihr Zahnfleisch nun noch effektiver…“) designt werden und dann auch in Preisklassen liegen, die einen instinktiv nach dem Firmenlogo von Ferrari suchen lassen. Normale Zahnbürsten verwirren mich. Wieso braucht der Rest scheinbar keine Cross X Borsten? Wo sind die Noppen? Wieso vibriert hier nichts, wenn ich an dem Griff in meiner Hand herumpresse? Erstaunlicher Weise werden meine Zähnen nun auch ohne all das Zeug sauber. So wie schon in unserer Kindheit, als Zahnbürsten hart, medium oder weich waren und durch scharfkantige Borsten aufgeschnittenes Zahnfleisch noch an der Tagesordnung war. Wenn mir meine Kinder irgendwann blöd kommen, weil ihre Oldschool - Zahnbürste keine Musik beim Putzen abspielt, bekommen sie beim nächsten mal die Wurzel vom nächstbesten Ficus Benjaminus in die Hand gedrückt – Versprochen.

Zurück zum Thema. Worauf ich eigentlich hinaus wollte war, dass es in jedem Land bestimmte Marken von Produkten nicht käuflich zu erwerben sind. Und in meinem Fall, ich hatte schon einmal geguckt, sind das Duschgel und Shampoo. Für mein Shampoo wurde schon in einer 10 minütigen Geruchsorgie ein Nachfolger bestimmt, der zwar knapp das doppelte meines alten Shampoos kostet, mich aber als einziges Produkt geruchlich überzeugen konnte. Beim Duschgel steht nun das gleiche an und wenn Ende des Monats in Berlin ohne sichtlichen Grund die Luft schlechter wird bedeutet, dass ich in der Stadt angekommen bin, kein neues Duschgel gefunden habe und ich härter war als meine mich dann mobbenden Kollegen (so sind sie natürlich alle sehr nett). Haltet Eimer und Seife bereit, wenn ich mich in eure Strassen wagen sollte…

Um das Thema jetzt mal auf brutalste Art und Weise zu wechseln: Ich habe mein Versprechen wahr gemacht und etwas echte Leben draußen in der Welt genossen, in dem ich in das örtliche Multiplex gegangen bin um mir, wie angekündigt „Kick Ass“ anzusehen.

Der jetzt kommende Teil ist eine kurze Beschreibung des Hauses und in erster Linie für die Berliner Konkurrenz gedacht alle anderen können den Absatz getrost überspringen. Das Haus wirkt in der Tat wie eine kleine irische Version des Alhambra mit weniger Stockwerken und kleineren Sälen, die dafür aber zahlreicher vertreten waren. So habe ich heute mal Kinosaal 1 besichtigt, der, so nehme ich zumindest mal ganz naiv an, der größte Saal ist und kann mit Sicherheit sagen, dass er kleiner als sein Gegenstück in Berlin ist. Die Sitze sind bequem, und wirken mit ihrem dunkeln Holz, als hätte man sie einem regulären Theater in einer Nacht und Nebel Aktion geklaut. Die Leinwand ist etwas kleiner, aber da man in dem Sälen freie Platzwahl hat, kann man sich entsprechend Früh immer noch so hinsetzen, dass das Bild blickfüllend ist. Passt also schon. Wo das Kino gewinnt, sind die Bereiche Snacks und Ton. Ältere Mitarbeiter erinnern sich noch mit Schaudern als die alten Pick Mix Stände (Schubladen mit verschiedenen Gummibärchen Abarten darin, die sich der Kunde selber zusammenstellen und an der Kasse wiegen lassen konnte). In dem Kino hier findet man einen 8 Quadratmeter großen Bereich, der nur für solches Gummizeug da ist. Pervers aber wahr. Dafür gibt’s in Irland scheinbar nirgends süßes Popcorn. Und der Ton war einfach besser. Punkt. Das Personal gewinnt logischer Weise in Berlin, aber das ist zugegebener Maßen auch nicht wirklich objektiv von mir bewertbar.

Der Film selber war … interessant. Ich hatte mit einer trashigen Teenager Komödie a la „Superbad“ gerechnet und tatsächlich spielt sogar einer der Darsteller des Films in „Kick Ass“ mit (Mc Lovin), aber schon nach kurzer Zeit zeigt der Film, dass es ihm in der Tat darum geht einmal recht realistisch zu zeigen, was passiert, wenn ein Durchschnittstyp ohne große Muskelberge, viel Geld oder einer Kampfsportausbildung sich mit Schlägern anlegt. Nicht hübsch, nicht romantisch und auch nicht unbedingt heldenhaft beschäftigt sich der Film im ersten Drittel mit generell mangelhafter Zivilcourage (Warum sieht man auf Youtube Videos von Unfällen alle mit Kamera aber niemanden mit Verbandszeug?), Teenagerproblemen und dem härtesten Auftakt, den ein junger Möchtegern-Superheld überhaupt haben kann. Danach wird der Film dann relativ plötzlich um einiges härter, als neben der Mafia auch noch andere Superhelden auftauchen, die Kanonen und Klingen sprechen und keinen Schurken am Leben lassen. Ab da fängt der Film, der ab 16 freigegeben ist, meiner Meinung nach an der ab 18 Grenze zu kratzen. Der Mafiosi in der riesigen Mikrowelle und der Gangster in der Autoschrottpresse sterben zwar schnell und ohne größere Qualen, aber es ist trotzdem optisch recht einprägsam, wenn Menschen hinter Glasscheiben platzen. Interessant daran ist, dass der Film dabei trotz dieser Szenen und ungefähr 40 Kopfschüssen an den meisten Stellen die Gradwanderung des Erträglichen schafft und nicht ins Splatter - Tal abrutscht. Und auch die Presse ist zwischen erstaunlich vielen positiven Kritiken und der Diskussion über die Gewalt, die sich die Protagonisten zunutze machen hin und hergerissen.

Wer ihn sich also ansehen mag, kann das gerne tun. Ich selber hab‘s auch nicht bereut. Leute mit sanfterem Gemüt sollten aber lieber einen Bogen machen und bei klassischen Marvel Superhelden Filmen bleiben, wenn sie das Genre mögen. Just my 2 Cents.

Sonst gibt es so erstmal nicht wirklich viel Neues. Diverse Menschen haben wegen dem S.a.C.r.a.C Projekt mit mir geredet, aber wie es scheint, hat noch niemand etwas abgeschickt. Ich bin nicht sicher, ob die Post hier am Samstag kommt, aber im Augenblick renne ich jeden Tag gespannt die 8 Meter zu meinem Briefkasten, um zu gucken, für wen ich Karte #002 zeichnen darf. #001 ist unterwegs und dürfte bereits deutschen Boden erreicht haben, wenn das Osterfest keine Verzögerungen mit sich brachte. Ich bin sehr darauf gespannt wie die Karte ankommt, gehe jetzt aber erst einmal ins Bett und wünsche euch einen schönen Ostersamstag,

Robert ist raus.

3 Kommentare:

  1. 8qm? Mein Gott, wer wiegt das ganze Zeug jeden Abend????

    Es wird doch wohl nicht etwa der Traum aller weddinger Kinogänger mit Migrationshintergrund wahr geworden sein und es gibt tatsächlich saures Popcorn oder gar Pommes in Cork im Kino?

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  2. Wer sagt, dass die da wiegen müssen (hab nicht gefragt)?

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  3. Die Erfahrung, Robert, die Erfahrung.
    Oder denkst du nur wir waren die armen Säue die das jeden Abend machen mussten?

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