Freitag, 23. April 2010

Tag 53 – WG mit Haltbarkeitsdatum

Um das hier mal ein wenig aufzuklären:

Als ich vor ein paar Tagen meine neue Mitbewohnerin erwähnte, dann aber an diesem und auch den darauf folgenden Tagen nicht weiter auf sie einging, lag es weder daran, dass ich irgendwie Spannung erzeugen wollte, noch dass es bei dem Thema irgendeine komplizierte Shakespear‘sche Verstrickung geben könnte, über die ich hier nicht öffentlich reden möchte. Im Gegenteil. Tatsächlich habe ich dem Thema seitdem keine weitere Beachtung geschenkt, weil es nun einmal genauso trivial ist, wie die Entstehung der meisten Wohngemeinschaften, die es auf diesem Planeten gibt.

Aber zunächst einmal, wenn es euch denn wirklich interessiert, die Vorgeschichte: Kurz bevor die ganze Geschichte ihren Anfang fand, passierten 2 Dinge, die massiven Einfluss auf alles darauf Folgende hatten:

1) Meine Mutter, die mein erster Besuch hier in Cork gewesen wäre, verschob ihren Besuch um ein paar Monate und
2) Mein Kontostand näherte sich langsam aber sicher den roten Zahlen und mir wurde klar gemacht, dass es wohl noch ein paar Wochen oder Monate dauern würde, bis der irische Fiskus mir meine zu viel gezahlten Steuern zurück zahlen würde.

Mit diesem Wissen im Kopf hatte ich mich eigentlich auf eine Einmonatige Tütensuppen und Tee Diät eingestellt und diese wohl auch ohne zu murren durchgezogen, als Julia auf den Plan trat. Ein paar Wochen vor meinem Abflug bin ich der Cork/Irland Gruppe in MeinVZ beigetreten, um mich über aktuelle Events und Sehenswürdigkeiten auf dem laufenden zu halten und in eben dieser hatte Julia nun geschrieben, dass sie für 6 Wochen in Cork eine Unterkunft suchen würde und so ganz allgemein nach einem Zimmer gefragt. Sie hatte einen der Praktikumsplätze an der UCC ergattert und macht jetzt über 6 Wochen einen Vergleich der pharmazeutischen Betreuung in Altenheimen in Münster/Deutschland und Cork/Irland. Die Jobbeschreibung musste ich jetzt übrigens extra nochmal nachlesen um sie auch wirklich richtig hinzubekommen.

Ein Plan nahm Gestalt an. Mit einer Mitbewohnerin, die einen fairen (ist er auch wirklich) Anteil an der Miete übernimmt, würde der Lebensstandard von Tütensuppe und Tee auf Tiefkühlpizza und Cola an steigen. Zusätzlich würde in den besuchsfreien Wochen des Frühlings zum ersten mal etwas Leben in die Wohnung kommen und 6 Wochen sind auch für einen regulären WG Verweigerer kein wirkliches Drama. Also meldete ich mich bei ihr, mit dem Angebot für die Dauer ihres Aufenthaltes in Cork das Gästezimmer nutzen zu können und nach einigen geschriebenen Dialogen waren wir uns einig, dass das ganze einen Versuch wert wäre. Und im Prinzip war das auch schon die ganze Geschichte.

Mittler Weile hat sich das ganze, nachdem ich in den ersten beiden „Nächten“ noch wach wurde, wenn sie sich für ihre Arbeit fertig gemacht hat, genau so entwickelt, wie wir es uns beide vorgestellt hatten: Wir leben den größten Teil der Woche friedliche unsere Leben nebeneinander her, da wir uns an 4 Tagen in der Woche täglich jeweils knappe 5 Minuten sehen und an den übrigen Tagen trifft man sich im Wohnzimmer, wenn man Lust hat - oder halt nicht. Wie gesagt: Sehr entspannt, sehr undramatisch und insgesamt auch so wie ich es gerne haben wollte.

Und wem der Aspekt des mischgeschlechtlichen Zusammenlebens nicht aus dem Kopf gehen sollte (Habt ihr nichts Besseres zu tun? Ich brauch noch mehr Wanddeko ;-) ): Die Frau ist glücklich vergeben und ich bin ihr Vermieter. Punkt.

Ansonsten gibt’s nicht viel zu erzählen. Nachdem der Aschegehalt in der Atmosphäre nun wohl so langsam wieder abnimmt, fliegen die ersten Maschinen wieder und beliefern mich so nach und nach mit Post, die Deutschland und die USA vor fast 2 Wochen verlassen hat. Während dessen sitze ich tief über den Tisch gebeugt und breche mir an Postkarte Nr. 6 einen ab, weil das Motiv perspektivisch gesehen nicht gerade einfach ist, wenn man kein Model hat (spart euch die offensichtlichen Ideen) und genieße die Vorzüge des Wochenendes. Nebenbei laufen Filme, Serien, Musik und gelegentlich Dialoge mit Julia und damit ist alles wie immer und das ist auch gut so.

Habt bis auf weiteres einen schönen Freitag und bis zum nächsten mal,

Robert ist raus.

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