Montag, 21. Februar 2011

Tag 349 – Trinken und Zeichnen und ich

Hier in Cork gibt es eine Veranstaltung, die den viel sagenden Namen „Drink and Draw“ (Trinken und Zeichnen) trägt und bei der sich Menschen alle 2 Wochen im gleichen Pub treffen und da zusammen sitzen und naja, trinken und zeichnen. Außerdem redet man noch miteinander und hat Spaß, aber das ist natürlich Nebensache (wer trifft sich schon mit anderen Menschen, um Spaß zu haben ;-)). Leider sind die Treffen immer im Wechsel am Dienstag und Donnerstag, so dass ich bedingt durch meine Arbeitszeiten nicht daran teilnehmen kann, aber ich werde, seit Eva mir davon erzählt hat, jedes mal eingeladen und ich verfolge das ganze mit großem Interesse. Grundsätzlich zeichnet jeder für sich was er oder sie will und muss seine/ihre Werke auch niemandem zeigen, aber hin und wieder entstehen im Gespräch Ideen für Themen an die sich dann diverse Menschen machen, was nett ist, weil man dann mal sehen kann, wie die anderen sich die Super-Version eines Schwanen-Dinosaurier- Mischlings vorstellen würden. Ihr versteht die Idee.

Letzte Woche wurden von einigen Leuten Portraits von beliebigen Personen gezeichnet und Eva, die da beneidenswert gut die Schauspielerin Kelly Macdonald verewigt hat (ich bin ehrlich neidisch auf ihr Talent) meinte, dass ich ja auch so und von Zuhause aus etwas beitragen könnte, wenn ich Lust hätte. Da ich im realistischen Zeichnen von Gesichtern keine Übung habe und dem entsprechend scheisse bin, meinte ich nur spöttisch, dass Köpfe in Portraits bei mir immer wie Bananen aussehen, aber die Herausforderung, etwas mit Thema und Zeitlimit zu zeichnen, reizte mich ungemein und so setzte ich mich ran und fabrizierte das folgende Bildchen, wie gewohnt in Postkartengröße:



Manch einer wird vielleicht erkennen, was ich mir da zur Vorlage ausgewählt habe und wer jetzt nicht „Ahh ja…“ sagt: Macht nichts. Ich habe keine Ahnung, warum ich mir Leonardo da Vincis „Mona Lisa“ ausgesucht habe, um sie mit einem Bananenkopf zu verschandeln. Ich bewundere die Werke von Da Vinci zwar sehr, konnte mit diesem Gemälde aber nie sonderlich viel anfangen. Ich habe es mal im Louvre gesehen, wo es in einem Stahlschrank hinter Panzerglas hängt und durchgehend von 5 Duzend Touristen umringt zu sein scheint, die es mit Blitzlicht photographieren und eine normale Betrachtung quasi unmöglich machen, aber auch ohne all die Umstände wäre ich vermutlich enttäuscht gewesen. Trotz einiger für die damalige Zeit ungewöhnlicher Techniken (die Augen sehen den Betrachter, dank eines winzigen Silberblicks immer an und es gibt wohl 2 Fluchtpunkte) ist es alles in allem nur das Portrait einer jungen Frau, handwerklich natürlich klasse, aber halt auch nicht mehr oder weniger. Trotzdem kam die Idee recht spontan und ich fand’s witzig und machte mich ran. Außerdem wollte ich mal die Buntstifte ausprobieren, die mir beim Firmen-Julklapp geschenkt worden waren und so kam eins zum anderen.

Insgesamt saß ich vielleicht 4 Stunden an der Karte. Mit mehr als einem einzigen Braunton wäre es schneller gegangen, aber so musste ich den qualitativ mittelmäßigen Stift (gute wären unter Kollegen auch zu teuer gewesen) verschieden fest und in mehreren Lagen auftragen und mit Schwarz mischen, damit es zumindest nicht ganz eintönig wird. An einigen Stellen konnte ich mir wegen dem Zeitdruck nicht die Mühe geben, die ich mir bei normalen Karten gebe und einiges habe ich schlichtweg übersehen, zum Beispiel, dass die Schulter normalerweise bekleideter ist und im Hintergrund das Geländer eines Balkons zu sehen ist. Auch der restliche Hintergrund ist im Original farblich komplett anders gehalten, aber was soll man machen? Im Prinzip habe ich hier nur 6 Farben (Schwarz, Weiß, Braun, Gelb, Grün und Blau) verwendet und versucht das Beste daraus zu machen. Und unter Berücksichtigung der Umstände bin ich ganz zufrieden damit. Buntstifte, zumindest diese hier, werden so schnell aber trotzdem nicht wieder verwendet. Details sind mit ihnen einfach nicht so ohne weiteres realisierbar, wenn man den Stift nicht alle 5 cm gezeichnete Linie neu anspitzen will und ohne eine Auswahl an Farben macht es auch keinen Spaß. Dann doch lieber meine Marker von denen ich mittlerweile 36 Farben hier rumliegen habe. Vielleicht ergibt sich aber irgendwann später nochmal eine Gelegenheit, wenn ich in Berlin war und da meine guten Buntstifte aus einem der Kartons gefischt habe, in denen mein Hab und Gut eingelagert ist.

Ansonsten ist das Wochenende leider schon wieder vorbei. Ich habe Wii gespielt, etwas zu wenig geschlafen (keine Ahnung warum), war Samstag zweimal verabredet und damit gut unterhalten (natürlich gänzlich ohne Spaß) und habe das Leben ansonsten an mir vorbei ziehen lassen. War nett.

Ich hoffe, dass Eure Wochenenden so ruhig oder aufregend sie auch gewesen sein mögen, insgesamt sehr schön und vielleicht sogar erholsam waren. Ich habe fast ein wenig schlechtes Gewissen, weil Berlin und Montreal immer noch in den Klauen des Winters gehalten werden, während ich mich schon nicht mehr an das wirklich kalte Wetter erinnern kann. Aber das Auswandern muss ja auch seine guten Seiten haben, wenn man mal davon absieht, dass Cork eine schöne kleine Stadt ist. Jedenfalls hoffe ich, dass es Euch allen gut geht und wünsche Euch einen schönen Start in die Woche und wir lesen uns demnächst wieder.

Robert ist raus.

P.S.: Die Postkarte hängt wie alle Werke, die nicht gezielt für jemanden gezeichnet wurden oder die nicht gut ankamen, an der "Seitenwand des Vergessens" an meinem eigenen Kühlschrank. :-)

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